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Tod eines Handlungsreisenden – Jürgen Kruse

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Als er Geschäfte für sie machte, als er jung war, war er gern gesehen. Aber jetzt sind seine alten Freunde, die Einkäufer, bei denen er so beliebt war und die immer irgendeinen Abschluß für ihn parat hatten – jetzt sind sie all tot oder im Ruhestand. Früher konnte er sechs, sieben Abschlüsse pro Tag in Boston machen. Jetzt holt er die Koffer aus dem Auto und lädt sie wieder ein und packt sie wieder aus, und er ist erschöpft. Statt rumzulaufen, spricht er jetzt mit sich selbst. Er fährt über tausend Kilometer, und wenn er ankommt, kennt ihn niemand mehr, keiner begrüßt ihn. Und was soll einem Mann denn durch den Kopf gehen, der die tausend Kilometer wieder heimfährt, ohne einen Penny verdient zu haben?
Linda zu ihren Söhnen Biff und Happy in: „Tod eines Handlungsreisenden“

Willy Loman (der nach knapp vier Stunden mit stehenden Ovationen gefeierte Jürgen Rohe in seiner wohl besten Rolle an der Bochumer „Kö“) kehrt vorzeitig in sein Heim nach Brooklyn zurück. „Der Mann für Neuengland“ konnte, nach einer Kaffeepause, mit seinem Studebaker einfach nicht mehr weiterfahren. Nach 36 Jahren Klinkenputzen ist der inzwischen 63jährige Handelsreisende am Ende seiner Kräfte.

So sehr, dass er bisher nicht die Kraft aufgebracht hat, seinen Chef Howard Wagner (schnöseliger Yuppie: Jost Grix) darum zu bitten, ihm künftig die Ochsentouren übers Land zu ersparen und ihn nur daheim in New York einzusetzen. Seine Gattin Linda (aufopferungsvoll: Veronika Bayer) hat ihn bisher vergeblich zu diesem Schritt gedrängt, aber nun dämmert ihm, daß ihm keine andere Wahl bleibt: Die Stimmen im Inneren werden übermächtig, erfassen ihn nun schon beim Autofahren, sodaß er kürzlich halb im Straßengraben gelandet ist.

Dabei fressen allein die Ratenzahlungen für den Eisschrank, die Waschmaschine, den Staubsauger und die Dach-Reparatur des Gott sei Dank fast abbezahlten Hauses seine schmal gewordenen Einkünfte vollständig auf: 120 Dollar werden zur Monatsmitte fällig, da wird sein wohlhabender Nachbar Charley (Manfred Böll) einmal mehr einspringen müssen…

Willys ganze Hoffnung liegt auf seinen beiden Söhnen, wenn auch in deren Leben einiges schief gelaufen ist. Der 32jährige Happy (selbstzufriedener Bürohengst: Johann von Bülow) nennt einen Job, eine Wohnung und ein Auto sein eigen und läuft hinter allem her, was einen Rock trägt. Vor allem aber prahlt er damit, demnächst in die 50.000-Dollar-Klasse eines Abteilungsleiters aufzusteigen. Die größte Enttäuschung aber ist der um zwei Jahre ältere Biff (Footballstar und Mädchenschwarm auf Abwegen: Patrick Heyn), Papas Liebling, der einst seinen Schulabschluß verpatzte, sich in mehr als zwanzig Jobs versuchte und nun seit Jahren als Landarbeiter auf einer Farm arbeitet.

Dennoch bricht geradezu euphorische Stimmung aus zum Ende des ersten Aktes in Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“, das den Untertitel „Gewisse Privatgespräche in zwei Akten und einem Requiem“ trägt: Die Jungs wollen gemeinsam ein Geschäft auf die Beine stellen und sich das dazu nötige Kapital bei einem gewissen Bill Oliver besorgen, während Papa Willy beim Chef vorsprechen will für einen Vorschuß und die Versetzung nach New York. Das Trio verabredet sich zur Männerrunde anderntags in einer Gaststätte.

Als es am verabredeten Ort zusammenkommt, ist Willy seiner letzten Illusion ledig: Wagner hat sich als gnadenloser Geschäftsmann erwiesen und seinem dienstältesten Handelsreisenden, der zuletzt ohne festes Gehalt nur noch auf Provisionsbasis auf Tour gegangen ist, den Stuhl vor die Tür gestellt. Was Biff bei seinem früheren Arbeitgeber Oliver nicht anders gegangen ist. Während der Alte sich wieder in Erinnerungen flüchtet und Zwiesprache mit seinem beruflich außerordentlich erfolgreichen, aber längst verstorbenen Bruder Ben (im Tropen-Outfit eines Kolonialherrn: Ralf Dittrich) hält, halten sich die Jungen an williges Frischfleisch (Sonja Baum und Julie Bräuning) – so verdrängt jede Generation auf ihre Weise.

Was Biff nicht verdrängen kann: Kurz vor dem Schulabschluß hat er seinen Vater in einem Bostoner Hotel inflagranti mit einer fremden Frau (Lena Schwarz) erwischt, danach waren für ihn die Themen Papa und Hochschulstudium passe. Und seine „Drei-Groschen-Existenz“ begann, die in einem Gefängnisaufenthalt wegen Diebstahl gipfelte. Als scheinbar alle Wahrheiten ans Licht gekommen, alle Messen gelesen sind, folgt der große Crash: Willy spricht mit Ben über seinen letzten großen Deal, der seiner Familie die stolze Versicherungssumme von 20.000 Dollar einbringt…

Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“, 1949 von Elia Kazan im New Yorker Morosco Theatre uraufgeführt und ein knappes Jahr später erstmals auf Deutsch im Wiener Theater in der Josefstadt zu sehen, stand zuletzt Mitte der Siebziger Jahre (mit Tana Schanzara) auf dem Spielplan des Schauspielhauses Bochum, bevor der neue Intendant Matthias Hartmann mit Jürgen Kruse einen Protagonisten der Haußmann-Ägide einlud, das Stück an der „Kö“ zu inszenieren. Nachdem der erste Versuch aufgrund einer Erkrankung Jürgen Rohes scheiterte, hatte Kruses eigene, 1987 in Luzern erstmals herausgekommene Fassung Ende Mai 2001 Premiere in den Kammerspielen. Nach knapp vier Stunden waren stehende Ovationen der verdiente Dank für Jürgen Kruses vielleicht nachhaltigste Arbeit in Bochum.

Vor der Wolkenkratzer-Kulisse Brooklyns grinst linkerhand ein überdimensionaler Uncle Sam auf Steffi Bruhns Szenerie, die das Haus der Lomans im Querschnitt zeigt: links die Küche und eine Sitzecke, rechts leicht erhöht das elterliche Schlafzimmer, oben, nur über eine steile Treppe erreichbar, das „Kinderzimmer“, in das nach längerer Abwesenheit Biff wieder eingezogen ist. Jürgen Kruses eher ironisch-spielerische Abrechnung mit dem American Way of Live stellt nicht die sozialkritischen Aspekte in den Vordergrund wie Barbara Herolds Inszenierung am Westfälischen Landesheater Castrop-Rauxel. Er reichert seinen im übrigen sehr respektvollen Umgang mit Arthur Millers Vorlage mit charakteristischen (Polit-) Werbesprüchen und (Film-) Bildern an, die als Ikonen fest mit unserem Amerika-Bild verbunden sind – etwa Lena Schwarz als Marilyn Monroe mit wehendem Rock über einem Lüftungsschacht.

Das kommt naturgemäß häufig schrill und aktionistisch daher, macht aber die vielköpfige Kruse-Fangemeinde, darunter am Premierenabend auch Regie-Kollege Werner Schroeter, so besoffen-glücklich wie die selbstbezüglichen Verweise auf seine früheren Bochumer Arbeiten vom „Urfaust“ über „Macbeth“ und „Musik“ bis hin zu „Das Missverständnis“. Apropos Musik: Kruses Griff in seine unerschöpfliche Plattensammlung entspricht ausnahmsweise seinem sehr zurückgenommenen Umgang mit dem Text. Die Musik hat hier rein dienende Form zur Unterstützung von Stimmungen. Was auch für das grandiose Finale gilt, mit ohrenbetäubendem „Starfucker“-Gedröhn der Rolling Stones: Im satanischen Requiem unter dem nun blinkenden Uncle Sam tanzen die beiden Söhne auf dem Grab ihres Vaters. Sie stehen für den Anbruch einer neuen Zeit, die mit den alten Werten radikal bricht und von der wir heute wissen, daß sie uns nichts Gutes gebracht hat.

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