Und das völlig ohne Risiko und Nebenwirkungen, wofür schon die angelsächsischen Rechteinhaber BB Group sorgen mit rigiden Auflagen, die denen der deutschen B.B.-Erben nichts nachstehen. Jede Menge Spaß also mit einem adretten Brad Majors (der Berliner Folkwang-Absolvent Tim Al-Windawe als Gast), Typ Schwiegermamas Liebling, und seiner ganz entzückenden Freundin Janet Weiss (brodelnder Vulkan unter der glatten Oberfläche einer untadelig-höheren Tochter: Bele Kumberger).
Denen Riff-Raff (Rüdiger Frank) die Tore zu seinem Schloss öffnet, das hier in der Projektion wie ein Flakturm aus dem Zweiten Weltkrieg aussieht. An den später auch Brads alter, im Rollstuhl sitzender Professor Dr. Scott (arge Knallcharge als unverbesserlicher Nazi: Thomas Möwes) erinnert, was zumindest mir beinahe den Spaß verdorben hätte.
Mit einem grandiosen Adonis Rocky (diesmal weniger als Bariton gefragt: Christian Funk), der auch die Herzen der weiblichen Besucher höher schlagen lässt. Und nicht zuletzt „dem“ komödiantischen Urgestein des Hauses, Joachim G. Maaß, als Erzähler, der sich durch keine „Boring!“-Rufe aus dem Konzept bringen lässt. Schließlich mit einem aufgedrehten Lars-Oliver Rühl als Eddie, der, kleine Verbeugung ans Revier (-Theater), den Ruhrpott-Kumpel mit Fuchsschwanz an der Kohlenlore gibt.
Viel Show mit Annika Firley, Christa Platzer und einem siebenköpfigen Tanz-Ensemble (Choreographie: Sean Stephens), viel Bewegung auch im interaktiv animierten Parkett, ein wenig OP-Horror bei Rockys Menschwerdung, nicht allzuviel Anzügliches in der temporeichen Inszenierung – und die volle Dröhnung der fünfköpfigen Live-Band auf der Galerie: Der musikalische Leiter Wolfgang Wilger (zuletzt „Cabaret“ am Kennedyplatz) und der regieführende MiR-Debütant Johannes Reitmeier, Intendant des Tiroler Landestheaters Innsbruck, haben nichts falsch gemacht.
Unbedingt beachten: Für sechs Euro gibt’s im Foyer ein „Rocky-Bag“ mit allen Utensilien wie Knicklicht, Wasserpistole, Bierfilz, Konfetti und MiR-Zeitung (für den Papierhut) samt Bedienungsanleitung. Damit aus gestandenen Opern-Abonnenten, die einst Jim Sharmanns Kultfilm verpasst haben, wieder kleine Kinder werden können.
„Es ist nicht leicht, ein bisschen Spaß zu haben“: Weil das Große Haus ab 1. Juni 2018 umfassend renoviert und technisch auf den neuesten Stand gebracht wird, was dann hoffentlich wie geplant am 1. Oktober 2018 abgeschlossen ist, gibt es nun bis zum Juli 2018 zwar 30 Vorstellungen, aber nur im Kleinen Haus mit 360 Plätzen gegenüber 997 im „Großen“. Da heißt es rechtzeitig Karten ordern beim Stadtmarketing Herne an der Kirchhofstraße oder an der MiR-Kasse unter Tel. 0209 – 40 97 200 für eine der folgenden Aufführungstermine: Am 16., 17., 19., 20., 23., 24., 26. und 28. März, 1., 2., 8., 10., 15. und 24. April, 4., 6., 13. und 14. Mai, 15., 16., 25., 26., 29. und 30. Juni sowie am 9. und 10. Juli 2016.