

Wobei es sich lohnen könnte, die Möglichkeiten der mit 18 Euro (erm. 9 Euro) wohlfeilen Bereichskarte zu nutzen, mit der alle fünf Häuser in Mitte besucht werden können einschließlich der derzeitigen Sonderausstellungen. Übrigens: Unter dem Link bode360.smb.museum ist jetzt von daheim aus ein virtueller Rundgang durch das gesamte Erd- und den überwiegenden Teil des Obergeschosses des Bode-Museums möglich. Das eines der schönsten Kaffeehäuser der Stadt, das dem im Wiener „Kunsthistorischen“ zumindest im Treppenhausbereich schon recht nahe kommt, beherbergt.
Holbein in Berlin
Nachdem bis Mitte Januar 2016 die grandiose Wunderkammer des schwäbischen Schraubenkönigs Reinhold Würth nicht weniger als 24 Säle auf zwei Etagen und den grandiosen Lichthof des Martin-Gropius-Baues füllte, ist die „Madonna des Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen“ von 1526/28 in der Hauptstadt geblieben und steht nun noch bis zum 8. Mai 2016 im Bode-Museum als grandioser Mittelpunkt der Bestandsübersicht „Holbein in Berlin“. Die Staatlichen Museen zu Berlin verfügen sowohl in der Gemäldegalerie als auch im Kupferstichkabinett (beide Kulturforum Potsdamer Platz) über lebendige Bildniszeichnungen und Grafiken des Augsburger Malers Hans Holbein der Ältere und herausragende Porträttafeln sowie Zeichnungen seines Sohnes Hans Holbein der Jüngere. Weitere grandiose Werke wie eine spätgotische Schutzmantelmadonna des Ulmer Bildhauers Michel Erhart ergänzen die Meisterwerke des Renaissance. Die Arbeiten auf Papier können, wie der jetzt ebenfalls im Bode-Museum ausgestellte Kupferstich „Hl. Hieronymus im Gehäuse“ Albrecht Dürers von 1514, der zu seinen drei sog. Meisterstücken zählt, aus konservatorischen Gründen nicht ständig gezeigt werden (Katalog 19,95 Euro, Führungen am 5. und 17. März sowie am 2. April 2016).
Der Mönch ist zurück
Caspar David Friedrichs Gemälde „Mönch am Meer“ und „Abtei im Eichwald“ bilden das wohl berühmteste Bilderpaar der deutschen Romantik. Die Meisterwerke von 1808 und 1810 wiesen nach zweihundert Jahren erhebliche Schäden auf, welche durch die großzügige Unterstützung der in der Essener Villa Hügel ansässigen Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung innerhalb von drei Jahren grundlegend restauriert worden sind. Beide Inkunabeln sind nun wieder in den CDF-Saal der Alten Nationalgalerie zurückgekehrt, flankiert von einer Sonderausstellung, die noch bis zum 22. Mai 2016 auf so eindrucksvolle wie anschauliche Weise die Arbeitsschritte der Wissenschaftler nachvollziehen lässt. So erbrachte die Entfernung der vergilbten Firnissschicht beim „Mönch“ ein völlig neues Bild mit dem ursprünglich kühl-blauen Farbton der Meeres- und Dünenlandschaft. Und bei der „Abtei“ sind zarte Rosafarbtöne zum Vorschein gekommen, welche nun erst den faszinierenden Eindruck der Abenddämmerung am Übergang des schwindenden Tageslichtes in den dunklen Abendnebel ermöglichen.
Bart – Zwischen Natur und Rasur
Zwölf Millimeter wächst das Barthaar eines Mannes im Monat – durchschnittlich. Kein Wunder, dass es erste steinerne Rasierschaber bereits im 4. Jahrhundert vor Christus gab. „Beim Barte des Propheten“: Der Beruf des Barbiers ist vor allem im Orient nie aus der Mode gekommen – und erlebt in Europa, nicht zuletzt durch die zahlreichen Zuwanderer, gerade eine Renaissance. Grund genug für eine kleine, auf 160 qm aber feine und sogar interaktive Sonderschau aus den ethnologischen, archäologischen und kunsthistorischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin zur Kulturgeschichte des Bartes (bis 28. Februar 2016 im Neuen Museum). Zu den Highlights gehören Luther-Darstellungen aus der Werkstatt Lucas Cranach d.Ä. – ohne (1540) und als Junker Jörg 1522 mit Bart. Der in der muslimischen Welt, aber auch in Indien, wie Darstellungen aus dem 17. Jahrhundert belegen, als Ausdruck von Weisheit galt. „Zu schonen Deinen schönen Bart / Nimm dieses Tässchen eigner Art“: Zu den skurrilen Exponaten gehört eine Barttasse der Königl. Preußischen Porzellanmanufaktur von 1890, aber auch Gerhard Goders Zwirbelkiefer-Skulptur „Conchita Wurst auf der Mondsichel“ aus dem Jahr des Eurovision-Contest-Auftritts des Österreichers Thomas Neuwirth, der 2014 mit Bart in Frauenkleidern ein Zeichen gegen bestehende Geschlechtsnormen setzte.
Goders Skulptur stammt übrigens aus der Sammlung des Museums Europäischer Kulturen, das nach wie vor an der Arnimallee in Dahlem beheimatet ist. Dagegen sind Bestände des Asiatischen und des Ethnologischen Museums erst wieder mit Eröffnung des Humboldt-Forums im derzeit noch im Wiederaufbau befindlichen Berliner Stadtschloss zu sehen – und das kann noch Jahre dauern, obwohl der Rohbau so gut wie fertig ist.