
Alle haben ihren künstlerischen Ursprung im Neoklassizismus eines George Balanchine, verfolgen jedoch unterschiedliche Wege, der tänzerischen Bewegung zu einer neuen Freiheit zu verhelfen. Die vom begeisterten Premierenpublikum gefeierte Wiederaufnahme des Balletts „Drei Farben: Tanz“ wurde zum Triumph eines erfolgreich vollzogenen Generationswechsels in der Dortmunder Compagnie: Nun tanzen sich Stephanine Ricciardi, Denise Chiarioni, Clara Sorzano Hernandez und Sae Tamura sowie Arsen Azatyan, Andrei Morariu und Giuseppe Ragona in den Vordergrund.
Neben den Ensemble-Neuzugängen William Dugan, einem aus Florida stammenden Schüler John Neumeiers, und dem Japaner Hiroaki Ishida, der vom NRW Juniorballett übernommen worden ist. Zudem sind mit den Japanerinnen Haruka Sassa, Risa Terasawa und Nae Nishimura, der Brasilianerin Amanda Vieira, der Südkoreanerin Moonsun Yoon sowie dem Spanier Erik Sosa Sanchez nicht weniger als sechs Mitglieder dieses „Farmteams“ im Einsatz, das sich am 28. April 2016 mit „Stepping Future“ präsentiert.
Piano Piece
„Der berühmte Choreograph George Balanchine sagte einmal: Die Tänzer sind das Klavier, und der Choreograph ist der Pianist. Mir sind die Momente wichtig“, so Douglas Lee, „in denen die Tänzer reine Körper sind, die sich auf seltsame Arten über die Bühne bewegen.“ Für Dortmund kreierte der gebürtige Engländer mit „Piano Piece“ eine Reihe von acht „Episoden“, verschiedenen Bereichen, die, so Lee, „unterschiedliche Stimmungen haben: zum Beispiel eine dunkle, mysteriöse Szene und daneben eine dynamische, expressive“.
The Vertiginous Thrill of Exactitude
Vor strahlend blauem Bühnenprospekt scheinbar ganz traditioneller, dabei aber hochvirtuoser Feelgood-Spitzentanz mit Alysson Rocha, William Dugan, Barbara Melo Freire, Clara Sorzano Hernandez und Haruka Sassa: In atemlosem Tempo und mit durchaus schwindelerregender Schwerelosigkeit scheint das formidable Quintett die Gesetzmäßigkeit der Erdanziehung außer Kraft zu setzen. Und das bei den treibenden Klängen einer Musik, die nicht wirklich ballett-tauglich genannt werden kann, Franz Schuberts „Neunter“.
Cacti
Die dritte Farbe des zweistündigen Dortmunder Tanzabends, „Cacti“, ist der buntschillernde Schluss- und Höhepunkt. Die Tänzer sind zugleich Geräuschemacher und nutzen nicht nur die Bühnenelemente, sondern auch den eigenen Körper als Resonanzboden für ein faszinierendes Percussions-Spektakel: „Stomp“ einmal mit den Händen statt mit den Füßen, aber nicht weniger mitreißend. Podeste mutieren zu Wandelementen, die in aberwitziger Slapstick-Manier be- und umtanzt werden. Alles geht in rasender Geschwindigkeit so leicht von der Hand, als würde ein Film gezeigt. Doch dieses volle Konzentration aller Beteiligten abfordernde Stück ist Theater live, das in ein großes, Bezug auf den Titel nehmendes Kakteen-Tableau mündet.