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Seidls Meisterstück: „Paradies Liebe“ als Free-TV-Premiere

critica_paraiso
Nach der ersten Erfahrung mit dem Beachboy Gabriel (Gabriel Nguma Mwarua) ergreift Teresa (Margarethe Tiesel) die Flucht. „Paradies Liebe“ läuft als Free-TV-Premiere am Mittwoch, 3. Februar 2016, um 22.40 Uhr auf Arte.

Österreich 2012. Teresa (was für eine mutige Mollige: Margarethe Tiesel) im Wiener Prater. Autoscooter-Fahren mit Behinderten. Kleine Abwechslung im Berufsalltag der 50-Jährigen, der bald eine große folgen soll: Sex-Urlaub im sonnigen Süden. Es ist für die Alleinerziehende einer schwierigen Tochter im Teenageralter das erste Mal, dass sie etwas Luft holen möchte. Ganz selbst sein und sich verwöhnen lassen möchte. Derweil die Katze bei ihrer streng katholischen Schwester, die für diese Art von Urlaub naturgemäß kein Verständnis aufbringt, in Pflege gegeben wird.

Teresa ist in einem Alter und in einer Gewichtsklasse, wo sich niemand mehr nach ihr umdreht und die Chance, einen neuen Partner zu finden, gegen Null tendiert. Dabei sehnt sie sich nach dem Gefühl, begehrt zu werden. Und nach Liebe. Obwohl sie weiß, wie auslegungsfähig dieser Begriff ist. Sie reist, von begeisterten Freundinnen animiert, nach Kenia. Der Luxushotel-Komplex „Flamingo Beach“ verfügt über herrlich weiße Strände in exotisch-paradiesischer Umgebung, während Küche und Keller nichts zu wünschen übrig lassen selbst für einen mitteleuropäischen Gast, der austriakische Hausmannskost bevorzugt.

Teresa schließt sich einer Gruppe in etwa gleichaltriger Touristinnen (Dunja Sowinetz, Helen Brugat) an, die sich ganz selbstbewusst als „Sugarmamas“ bezeichnen und begehrliche, aber bisweilen auch abschätzige Blicke auf die jungen Farbigen werfen, die als Loverboys außerhalb des eingezäunten Resorts auf Kundschaft warten. Ein Strand-Strich gewissermaßen, ergänzt um lästige Souvenirverkäufer, die an den reichen Damen hängen wie Kletten. Die große, romantische Liebe? Bleibt eine Fiktion – und dennoch: „Puppi“ Teresa hat exakt die Körpermaße, die in Afrika als Schönheitsideal gelten und daher die Qual der Wahl des ersten „Betthupferl“.

Ihre Nachbarin Inge (Inge Maux) schwärmt von den Liebesdiensten der Beachboys, von ihrem aufregenden Geruch und ihrem bedingungslosen Sex. Für die Dauer des Urlaubs herrscht Monogamie: jede Sugarmama hat ihren festen Beachboy. Soweit ist es bei Teresa zunächst noch nicht – der erste Sex im schmuddeligen „Mama Mia Guesthouse“ ist ihr zu unromantisch. Doch dann lernt sie Munga (Peter Kazungu) kennen, der vorgibt, sie vor aufdringlichen Schmuckverkäufern am Strand beschützen zu wollen. Er lässt ihr Zeit, hält Distanz, umschmeichelt sie – und nach Palmwein und ihrem ersten Joint ist es um Teresa geschehen.

Und Munga zeigt sich lernfähig, geht auf ihre Wünsche nach Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit ein, auch wenn es für ihn nichts anderes als ein Geschäft bleibt. Das der kenianische Adonis weidlich zu nutzen weiß, nachdem er gelernt hat, virtuos auf der Klaviatur ihrer Gefühle zu spielen. Teresa glaubt sich im siebten Himmel der Liebe und zeigt sich großzügig, als er ihr seine Schwester vorstellt, deren Kind schwer erkrankt ist. Auch für eine Schule soll Teresa Geld spenden. Als sie misstrauisch wird, lässt sich Munga nicht mehr blicken.

Weshalb sich Teresa auf die Suche nach ihm macht, weil sie den Gerüchten keinen Glauben schenkt, wonach Mungas Schwester in Wahrheit seine Frau und deren Kind sein Sohn ist. Sie taucht tief ein in den kenianischen Sextourismus abseits der Nobelhotels – und Ulrich Seidl schenkt den Zuschauern seines zweistündigen semidokumentarischen Spielfilms nichts, etwa wenn es im „Mombasa Express“ allzu animalisch zugeht…

„Paradies Liebe“, erster Teil einer Trilogie mit den eigenständigen Fortsetzungen „Paradies Glaube“ und „Paradies Hoffnung“, ist so radikal komisch wie bitterböse-kritisch. Von Paradies kann keine Rede sein, aber der österreichische Filmemacher („Hundstage“, „Import/Export“, „Tierische Liebe“) des Jahrgangs 1952 stellt niemanden auf die Anklagebank: Warum sollen sich Frauen nicht nehmen, was über Jahrhunderte nur den Männern vorbehalten war, käufliche Liebe? Dabei verstehen sich Frauen wie Teresa gar nicht als Sextouristinnen, sondern sie suchen auf dem Schwarzen Kontinent nach Gefühlen, nach Zärtlichkeit und Anerkennung, die sie daheim nicht bekommen können. Und genießen es, einmal in der Rolle der Bestimmerin zu sein, auch wenn sie letztlich für ihr Geld doch nur Sex bekommen und Liebe eine Illusion bleibt, eine Verheißung wie das Paradies für Teresas gläubige Schwester.

Ulrich Seidl hat auch in „Paradies Liebe“ mit Profi-Schauspielern und Laien, hier vor allem den „Beachboys“, gearbeitet. Er schreibt die Geschichten szenisch, ohne vorgegebene Dialoge und setzt auf die Improvisationskunst seines Ensembles. Im Schneideraum hat Seidl dann zusammen mit dem Cutter Christof Schertenleib aus achtzig Stunden Material einen zweistündigen Film gemacht – sein Meisterstück bisher. Was auch mit den Kameraleuten Wolfgang Thaler und Ed Lachman zusammenhängt, die Margarethe Tiesel so in Szene gesetzt haben, das der mitteleuropäische männliche Zuschauer ins Grübeln kommt über das hierzulande gängige Schönheitsideal. Vom Recht auch molliger Frauen, einfach nur so genommen zu werden, wie sie sind, ganz abgesehen.

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