Co wacht eines Morgens auf und alles ist anders. Die Pubertät ist sozusagen über Nacht gekommen und hat bei ihm eingeschlagen wie eine Bombe: „Mein Kopf? Meine Haare? Ich seh nicht gut aus!“ Die Hormone spielen verrückt, es sprießt aus ihm an den unmöglichsten Stellen – Haare, Pickel, Schweißperlen, Sperma. Bloß nicht in den Spiegel blicken. Und am besten auch nicht zurück: „Ich will anders sein. Etwas Besonderes, herausragend, talentvoll, irgendetwas, aber nicht normal, und auch wieder nicht zu auffällig. Ich muss etwas tun! Aber was?“
Tim-Fabian Hoffmann, 1987 in Rheine geboren und am Salzburger Mozarteum ausgebildet, schlüpft als „Erzähler“ auf zwei Spielpodien (Ausstattung: Michael Habelitz) und immer wieder auch inmitten des auf hölzernen Kisten sitzenden Publikums in zahlreiche reale und erträumte Rollen – und das, auch bezogen auf den Kostümwechsel, in rastellihafter Geschwindigkeit.
Co erklärt für sich die Zeit des Kindseins für beendet, weshalb er als erstes sein Kuscheltier, ein Kaninchen, an die Tür seines Zimmers nagelt. Dieser vergleichsweise gutbürgerliche Initiations-Ritus hilft ihm freilich auch nicht weiter, schon gar nicht im morgendlichen Rush-Hour-Gedränge im Bus, wo Co sich von allen Seiten beobachtet fühlt. Zumal sich auch noch das „Monster in seiner Hose“ bemerkbar macht.
Und dann das: „Sie lacht ihn an. Und das älteste Gefühl der Welt überfällt sein Jungenherz.“ Eine Prinzessin in himmelblau ist ihm ins Auge gesprungen, eine Stewardess auf dem Weg zum Flughafen. Sein Herz hämmert wie verrückt, und seit sie ihn auch noch eines freundlich-aufmunternden Blickes gewürdigt hat, glüht Co wie ein Brutkasten.
„Heute wäre er besser im Bus sitzen geblieben. Weil er sich in einen blauen Engel verliebt hat“ – und diesem folgt. Mit der Folge, dass Co über unzählige Arten, sich selbst umzubringen, nachdenkt und im rosafarbenen, herzchenübersäten Strampler zu rockigen Tönen von Manuel Loos brüllt: „Ich will hier weg, weg, weg. Weg aus dieser Stadt. Ich komm nie wieder zurück, ich hab es wirklich satt. Denn ohne dich, dich, dich hat alles keinen Sinn. Drum nimm mich mit, ich muss woanders hin.“
In „Co-Starring“ geht ein junger Mann durch die Adoleszenz-Hölle. Durch ein emotionales Wellental, das einer Sturmflut an der holländischen Nordseeküste gleicht. Unweit von ihr, in Vleuten de Meern vor den Toren Utrechts, ist der Autor Theo Fransz 1958 geboren, dessen Familienstück „Du, Du und Ich“ 2013 vom Theater Kohlenpott in Herne herausgebracht worden ist.
Die Wucht seiner dramatischen Sprache, die kongenial die widersprüchlichen Gefühle und Gedanken junger Menschen in der Pubertät widerspiegelt, hat Martina van Boxen, Regisseurin und Leiterin des Jungen Schauspielhauses Bochum, Sprache beeindruckt. Die nächsten Vorstellungen: Am 15., 19., 20., 23. und 28. Januar 2016 im Theater Unten, Karten unter www.schauspielhausbochum.de oder Tel. 0234 – 33 33 55 55.