
Fred und Lilli haben Grund zu feiern: Seit genau einem Jahr sind sie glücklich geschieden. Aber irgendwie kommen sie dann doch nicht voneinander los. Kein Wunder, wenn man sich jeden Tag sehen und sogar noch gemeinsam auf der Bühne stehen muss. Und zwar in einer Shakespeare-Komödie, die es in sich hat: „Der Widerspenstigen Zähmung“.
Die gespielten Gefühle lassen sich von den echten immer schwerer trennen, bis Fred seine Ex auf offener Szene übers Knie legt. Auch Freds Affäre mit dem Musical-Sternchen Lois Lane und Lillis geplante Heirat mit dem Sterne-General Harrison Howell sind als Ablenkung nicht ausreichend. Als ob die Stimmung zwischen den Ex-Gatten nicht schon spannungsreich genug wäre, tauchen kurz vor Beginn der Vorstellung zwei potenzielle Show-Stopper auf: Zwei Herren aus der Halbwelt wollen einen gefälschten Schuldschein eintreiben, der auf Fred Grahams Namen lautet.
Immerhin kann er sie überzeugen, dass er nur zahlen kann, wenn die Show stattfindet. Die widerspenstige Lilli wird mit Waffengewalt zum Auftritt gezwungen, und die schweren Jungs entdecken die Faszination des Theaters und Shakespeares unsterbliches Genie. Nun muss sich nur noch Lilli bis zum Ende der Vorstellung entscheiden, ob sie ihre Zukunft eher als künftige Präsidentengattin oder doch an der Seite eines verkrachten Schauspielers sieht…
Karten für die weiteren „Kiss me, Kate“-Vorstellungen am 1., 4., 9., 17., 23.., 25. und 30. Oktober, 1., 14. und 21. November, 2., 19. und 31. Dezember 2015 sowie 30. Januar, 7. Februar, 19., 20. und 26. März 2016 sind an der Theaterkasse im Opernhaus, unter Tel. 0231 / 50 27 222, oder im Internet auf www.theaterdo.de erhältlich.
„Ritter der Kokusnuss“
Always Look on the Bright Side of Life: König Artus (unermüdlich optimistisch: Matthias Redlhammer) reitet auf der Suche nach edlen Rittern für seine berühmte Tafelrunde durch ein Britannien, das von Pest und Cholera ausgezehrt und zu großen Teilen von Franzosen besetzt ist. Er hat für seinen Auftrag, aus dem Off erteilt von keinem Geringeren als dem göttlichen Harald Schmidt, das Vaterland zu einen und überdies den Heiligen Gral zu finden, zwar kein Pferd zur Verfügung, aber dafür mit Patsy (umwerfend komisch: Ronny Miersch) einen treuen Diener stets an seiner Seite.
Der es sich nicht nehmen lässt, eine nur sehr entfernt an einen Thron erinnernde Sitzgelegenheit auf den Rücken geschnallt mitzunehmen und ansonsten einfach zwei Kokosnuss-Hälften aneinander schlägt zur Imitation des Pferdegetrappels. Das muss fürs erste reichen, zumal auch die Mitstreiter, die sie auf ihrem Weg durch das gespaltene und ausgepowerte Inselreich finden, nichts als eine heldenhafte Pose zu bieten haben, vom blutrünstigen Sir Lancelot (Jan Krauter) über den nordisch-blondgelockten Sir Galahad (Dennis Herrmann) und den tanzwütigen Hosenscheißer Sir Robin (eine Wucht: Michael Kamp) bis hin zum übereifrigen, aber bereits langbärtigen Ritter-Azubi Sir Belvedere (Nils Kreutinger).
Weshalb Artus und Patsy, ein Gespann wie Don Quijote und Sancho Panza, dankbar über jede Abwechslung sind: Als glamouröse „Fee aus dem See“ weiß Kira Primke nicht nur stimmlich zu begeistern, als sie mit ihren Cheerjungfrauen im knappen Glitzerfummel die Ritter von der plötzlich gar nicht mehr so traurigen Gestalt anfeuert wie die Pom Pom Girls ihre Helden beim American Football.
Regisseur Christian Brey und der musikalische Leiter Tobias Cosler, am Premierenabend wie das ganze vielköpfige Ensemble minutenlang mit stehenden Ovationen gefeiert, geben mit launigen Extempores zu Markus Lanz, Helene Fischer und Herbie Grönemeyer dem Affen reichlich Zucker. Und dem „Starlight Express“-Komponisten Andrew Lloyd Webber wird gleich ein ganzes Medley gewidmet.
Das mit reichlich Lokalkolorit gewürzte Musical ist ein grandioses Gesamtkunstwerk, zu dem neben den Schauspielern, noch zu nennen der in zahlreichen Rollen glänzende Daniel Stock, auch die Mitglieder des Musical-Ensembles beitragen. Darunter Yvonne Forster, die auch in „Disco Pigs“ im Rottstr5Theater Bochum sowie in „Jesus Christ Superstar“ und demnächst in „Kiss Me, Kate“ in der Oper Dortmund zu erleben ist.
Nicht zu vergessen die acht Live-Musiker, deren Sound in Bauch und Beine geht. Sowie nicht zuletzt die Ausstatterin Anette Hachmann, die zusammen mit Christian Brey schon die großartige Kästner-Adaption „Drei Männer im Schnee“ an der Bochumer Königsallee herausgebracht hat, welche wieder am 6. und 23. Oktober auf dem Spielplan steht.