
Geheimnisvoll geht es zu Beginn der rund einstündigen Aufführung zu: rechts dreht sich ein aufgespannter (Regen-) Schirm aus einem Koffer, links stößt posaunenartig ein Trichterrohr aus einem ähnlichen Gepäckstück, während es in der Mitte erheblich aus einem Schrank qualmt. Dessen Türen öffnen sich laut knarzend und ein Mann (Michael Habelitz) kommt zum Vorschein, der Frühsport betreibt – in langer Unterhose und Sockenhaltern.
Auch in der Truhe linkerhand rührt sich ein männliches, freilich um einiges jüngeres Wesen (der Musiker Manuel Loos), dessen Kopf unter einer ledernen Flugzeugpilotenkappe verschwindet. Das merkwürdige, scheinbar aus der Zeit gefallene Trio, das mit seinem mobilen Pawlatschentheater durch die Lande zieht, komplettiert ein Mädchen (Lea Kallmeier), das sogleich eine große, flache Trommel in die Hand nimmt. Es ist die Tochter des schon etwas älteren Spielmannes, die in vielerlei Rollen schlüpft – und das ganz junge Bochumer Publikum vor allem als Maus begeistert.
Aber zunächst scheint sie sich als Däumelinchen in der Walnuss-Schale zu wiegen, bevor sie von einer großen Kröte entführt wird – als hübsche Braut für deren Sohn. Ihre Tränen rühren die Fische, weshalb sie die Kleine zusammen mit einem Schmetterling aus ihrem Wasser-Gefängnis befreien.
Als sie von Maikäfern aufgenommen wird, mutiert, nur ein doller Einfall von vielen, das Trichterrohr zum Gänseblümchen. Auf den weiteren, den meisten Kids im Publikum natürlich bekannten Stationen, verwandeln sich Lea Kallmeier in eine Feldmaus, bei der Däumelinchen im bitterkalten Winter Unterschlupf findet, und Michael Habelitz in ihren Nachbarn, den Maulwurf.
Am glücklichen Ende kann Däumelinchen auf dem Rücken der am Flügel verletzten Schwalbe, welche sie durch ihre Liebe aus der Kältestarre erlöst und gesund gepflegt hat, in den sonnigen, warmen, blumenbunten Süden fliegen. Und wenn sie nicht gestorben sind…