Oskar Matzerath (David Bennent) wird Mitte der Zwanziger Jahre in Danzig bereits als frühreifer Säugling geboren (was Volker Schlöndorff und sein vorzüglicher Kameramann Igor Luther, für damalige Verhältnisse eine absolute Novität, aus der Perspektive des Neugeborenen zeigen).
Im zarten Alter von drei Jahren bekommt der Knabe – und Stolz gleich zweier mutmaßlicher Väter, denn sowohl Alfred Matzerath (Mario Adorf) als auch Oskars Onkel Jan Bronski (Daniel Olbrychski) wollen ihn mit Agnes Matzerath (Angela Winkler) gezeugt haben – eine blecherne, weiß-rote Trommel geschenkt, die fortan sein unüberhörbares Markenzeichen ist.
Oskar bleibt ein ungewöhnliches Kind, und das nicht nur, weil er – auf eigenen Wunsch: Er arrangiert einen Treppensturz – wachstumsgehemmt ist: Er hat die Gabe, mit seiner hohen Stimme Gläser aller Art zerspringen zu lassen – wovon er stets kräftig Gebrauch macht bis hin zu veritablen Kirchenfenstern.
Zwar kleinwüchsig, reift Oskar dennoch körperlich heran. Er schläft mit seiner Stiefmutter Maria (Katharina Thalbach), der geilen Nachbarin Lina Greff (Andrea Ferreol in ihrer obligaten Rolle) und der kleinen Somnambulen Roswitha Raguna (die Liliputanerin Mariella Olivieri) und sammelt auch sonst zumeist obszöne Lebenserfahrungen.
Aber auch geistig ist der Zwerg, der auf seine beiden väterlichen Freunde, den Liliputaner Bebra (Fritz Hakl) und den Spielzeughändler Markus (Charles Aznavour) bauen kann, auf der Höhe seiner Zeit und gibt kluge, hintergründig-witzige Kommentare im einlullenden Märchenton von sich: „Es war einmal ein leichtgläubiges Volk, das glaubte an den Weihnachtsmann, aber der Weihnachtsmann war der Gasmann.“
Günter Grass selbst adelte 1979 Schlöndorffs Streifen mit folgenden Worten, denen man nichts mehr hinzufügen muß: „Ich habe für zwei Stunden meinen Roman vollkommen vergessen und nur noch diesen Film gesehen“.
Jean-Claude Carriere, Franz Seitz (Buch), Volker Schlöndorff (Buch und Regie) nach dem gleichnamigen Roman von Günter Grass
Die Blechtrommel
Franz Seitz-Film/Bioskop-Film/Artemis-Film/Hallelujah-Film/GGB/
Argos-Films Paris – Deutschland/Frankreich 1979