So beginnt das Stück „Leider Deutsch“ von Christian Schönfelder und dem Herner Theater Kohlenpott-Prinzipal Frank Hörner, das wieder am 10. und 11. Februar 2015 jeweils um 11 Uhr sowie am Samstag, 14. Februar 2015, um 19 Uhr in den Flottmannhallen gezeigt wird.
Es wird rasch offenbar, dass beide ineinander verliebt sind – sprichwörtlich auf den ersten Blick. Eigentlich läuft alles super für Ali in seiner neuen Umgebung, denn über Anna findet er in der Klasse gleich Anschluss. Und doch beginnt für ihn die bisher komplizierteste Zeit seines Lebens, denn Ali heißt eigentlich Albert und kann als Deutscher kein einziges türkisches Wort…
Hintergrund: Drei deutsche Schauspieler, verkörpert vom Herner Till Beckmann (Albert/Ali) sowie seine beiden Kölner Kollegen Jennifer Ewert (Anna) und Manuel Moser (Manuel/Lehrer/Vater), werden beauftragt, ein pädagogisch wertvolles Theaterstück zum Thema „Migration“ zu erarbeiten. Um einen möglichst authentischen Hintergrund zu bekommen, holen sie sich fünf jugendliche Darsteller mit Migrationshintergrund, die bereits über Bühnenerfahrung verfügen, hinzu.
Die vom Jungen Schauspielhaus Bochum, vom „young’n’rotten-Club“ des Bochumer Rottstr5Theaters sowie aus der eigenen Kohlenpott-Nachwuchstruppe stammen: Nadia Iheij, Zeynep Topal, Jens Appelbaum, Sefa Küskü und Kai Son übernehmen zum einen die Rollen der Mitschüler von Anna, Manuel und Ali, zum anderen fungieren sie als kritische Begleiter des höchst spannenden Probenprozesses.
Dabei machen sie sogleich deutlich, dass sie es leid sind, ständig auf die Herkunft ihrer Eltern oder sogar Großeltern, welche für sie überhaupt keine Rolle (mehr) spielt, angesprochen zu werden. Sie wollen halt gerne Theater spielen, ob bio-deutscher Abstammung oder nicht.
„Regisseur“ Manuel Moser gibt den Sandwich-Mann, der die Mini-Drehbühne in Schwung hält. Wenn etwa eine Szene wiederholt, in Rückblende erzählt oder gar vorgespult wird: ein solch‘ virtuoser Umgang mit den Spiel- und Wirklichkeitsebenen hätte auch den Urvater solch‘ pirandellesken Spiels, Luigi Pirandello, begeistert!
Das Finale nehmen die immer selbstbewusster auftretenden Jugendlichen selbst in die Hand. Doch ihr romantisches Happy End stößt bei den Profi-Schauspielern auf Ablehnung: zu konfliktfrei fürs pädagogisch-emanzipatorische Theater. Deren Version mündet in Mord und Totschlag mit Jennifer Ewert als Zombie. „War das jetzt zuviel?“
Nicht die Bohne: so viel Kritik am selbstbezüglichen Kulturbetrieb darf sein. Und so viel Spaß des begeisterten Publikums am engagierten Spiel des vom Regisseur Frank Hörner stark geforderten achtköpfigen Ensembles allemal. „Leider Deutsch“, ursprünglich als Migrations-Komödie geplant, ist nun – zum Glück – alles andere als eine solche. Das Stück thematisiert seine eigene Entstehung und Entwicklung während der Probenphase, das Making Of wird zu einer weiteren Realitätsebene.