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Der Plan von der Abschaffung des Dunkels

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Damir Avdic, Matthias Eberle und Jessica Maria Garbe in der Hoeg-Adaption „Der Plan von der Abschaffung des Dunkels“ am Schauspielhaus Bochum. Foto: Diana Küster

Wenn jeder Fall von Minderbegabung rechtzeitig erkannt und das Kind oder der Jugendliche den Ergebnissen der psychologischen Untersuchung gemäß behandelt werden könnte, würde sich die Anzahl der Gestörten, die straffällig werden, rasch vermindern.
Vorwort zur nicht nur in Skandinavien gängigen Binet-Simon-Testmethode

Peter Hoegs neuer Roman geht unter die Haut – als Anklage eines unmenschlichen Schulsystems, als philosophische Betrachtung über die Zeit, als autobiographische Bewältigung und als ganz zarte Liebesgeschichte.
Klappentext zur 1995 bei Hanser erschienenen deutschen Ausgabe des 1993 in Kopenhagen erschienenen Romans „De Maske Egnede“ von Peter Hoeg

Erregte sein Erstling „Vorstellung vom zwanzigsten Jahrhundert“ eher unter Schriftstellerkollegen und Kritikern Aufsehen, so schlug „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ auch bei uns ein wie eine Bombe – und das bei einem breiten Publikum. In idealer Weise hat dieser Roman so das Interesse für Peter Hoegs stark autobiographischen, in den 60er und 70er Jahren spielenden Nachfolger „Der Plan von der Abschaffung des Dunkels“ geweckt, der es sonst außerhalb seiner dänischen Heimat weitaus schwerer gehabt hätte.

Zu den 240 Zöglingen an Biehls von der Morgenandacht bis zur Erledigung der Hausaufgaben nach dem Abendessen gnadenlos durchorganisierter Privatschule am Stadtrand Kopenhagens gehört auch der Ich-Erzähler des dreiteiligen, 38 Kapitel umfassenden Romans „De Maske Egnede“, welcher sich im neunten Kapitel des zweiten Teils und dann im ganzen dritten Teil als Peter Hoeg zu erkennen gibt.

Als Dreizehnjähriger hat die Vollwaise bereits eine Reihe von Erziehungsheimen mit wohlklingenden Namen wie „Himmelbjerghaus“ und „Brotkantenschule“ hinter sich und ist froh darüber, ihnen entkommen zu sein – als mehrfaches Opfer von Vergewaltigungen durch andere Zöglinge und Nachstellungen von Lehrern. Zumal er sich mit der zwei Jahre älteren Katarina die ersten Briefe seines Lebens schreibt. Heimlich, denn derartige Vertrautheiten werden von Biehl und dem 26köpfigen Lehrerkollegium streng bestraft.

Dritter im geheimen Bunde wird bald sein Banknachbar und Zimmergenosse August, der nach einem „Unfall“, bei dem seine Eltern zu Tode gekommen sind, unter Gedächtnisverlust leidet und auch sonst schwere psychische Schäden davongetragen hat. „Vielleicht gibt es auf der Welt nur zwei Arten von Fragen. Die einen, die sie in der Schule stellen, auf die die Antwort im voraus bekannt ist und die nicht gestellt werden, damit irgend jemand klüger wird, sondern aus anderen Gründen. Und dann die anderen, die im Laboratorium. Auf die man die Antworten nicht kennt, und oft nicht einmal die Frage, bevor man sie stellt“: Peter und Katarina stellen solche anderen Fragen, und August täte es auch, wäre er in der Lage dazu.

Ihr „Laboratorium“ ist mal die Bibliothek, mal nur ein kleiner Verschlag im Treppenhaus, später ein Materialschuppen im Park. Oft können sie sich in der Großen Pause oder in der Kirche nur kleine Botschaften zustecken, mehrmals fliegen ihre konspirativen Zusammenkünfte auf und sie werden mit wochenlanger Isolation voneinander bestraft. „Wenn man andere stützen will, muß man sich selbst aufrechterhalten“: Peter und Katarina stärken sich gegenseitig, sind wie Vater und Mutter zu August, der mit Medikamenten ruhig gestellt wird und dennoch Gas vom Küchenherd inhalieren muss, um einschlafen zu können.

Sie fragen sich, warum August bei seiner katastrophalen physischen und psychischen Verfassung überhaupt Aufnahme in Biehls Privatschule gefunden hat. Und finden, indem sie beim Schulleiter einbrechen, heraus, dass August auf unbestimmte Zeit zur Sicherungsverwahrung hier ist – und wie dessen Eltern zu Tode gekommen sind: „Deine Probezeit ist nie zu Ende.“ Peter und Katarina wollen herausbekommen, was hinter dem gnadenlosen Zeitmanagement des Internats steckt. Weshalb sie sich Zugang zu den Unterlagen der Schulpsychologin Hessen verschaffen: „Eine riesige Menge von Informationen. In vieler Hinsicht wußte sie mehr, als man selber wußte.“

Sie denken darüber nach, warum es ein so ausgeklügeltes Regelwerk, warum es diese ganzen wahnwitzigen Sprech-, Sprach- und Intelligenztests, die über den weiteren Lebensweg der Kinder entscheiden, gibt: „Man darf nicht daran zweifeln, daß die Welt einen emporhebt, zweifelt man, dann ist es unmöglich, das, was erwartet wird, zu bewältigen. Man kann es am besten bewältigen, wenn man an die Zeit glaubt. Wenn man glaubt, die ganze Welt sei ein Apparat, in dem man veredelt wird, wenn man nur sein Äußerstes leistet. Das ist das Bild, das die Schule vermittelt, es ist souverän.“

Als August über Wochen die Nahrungsaufnahme verweigert, alarmieren sie den Kopenhagener Stadtschulrat Braunsbak-Hold. Biehl wollte mit dem Licht der Erkenntnis die Dunkelheit in den Menschen zerstreuen – und ist mit seinem Versuch, gezielt Kinder aus Fürsorgeheimen und Jugendgefängnissen in sein Privatinstitut zu holen, um sie ins öffentliche Schulsystem zu integrieren, gescheitert. „Soviel Licht gibt es nicht auf der Welt“: August bringt Diehl in seine Gewalt, lässt ihn aber im letzten Moment entkommen und sprengt nur sich selbst im Schuppen in die Luft. Peter und Katarina kommen vor eine Kommission – und werden für immer getrennt…

„Man kann nicht besser sein als das, was einen umgibt, nicht auf die Dauer. Wenn man bei Menschen ist, die auf sich selbst herabsehen, als wären sie Tiere, dann wird man selber wie ein Tier. Oder schlechter, denn Tiere hassen sich nicht“: Nach sechsmonatiger Isolationshaft in einem der schlimmsten Heime Dänemarks, „reichlich Zeit zur Selbstbesinnung“ lautete die offizielle Lesart, fasst der 14-jährige Peter einen lebensrettenden Entschluss, indem er den Wunsch äußert, adoptiert zu werden. Mit Hilfe seines Vormundes, Johanna Buhl vom Oberpräsidium, und eines von Biehl erpressten Gutachtens findet der Fünfzehnjährige Adoptiveltern, beendet später die Schule, studiert und wird selbst Hochschullehrer…

„Der Plan von der Abschaffung des Dunkels“, wie der von Angelika Gundlach aus dem Dänischen übersetzte Roman in den deutschsprachigen Ländern heißt, geht in der Tat unter die Haut, macht wütend und straft das ganze Gerede vom vorbildlichen skandinavischen Erziehungssystem Lügen. Er ist mit den ständig fragenden Augen eines intelligenten, neugierigen Kindes geschrieben, aber gleichzeitig mit den leidvollen Erfahrungen und dem Reflexionsvermögen eines Erwachsenen: „Wenn ich eine Schule betrat, trat ich ein und stieg hinab in das Kind, das ich vor zweiundzwanzig Jahren gewesen war, und in diesem Zustand begegnete ich den Erwachsenen. Sie waren geschützt. Die Zeit hatte eine Haut um sie gelegt. Sie waren humorvoll, abgehetzt und vollkommen unberührt von unserer Begegnung. Genauso war es damals, als ich an Biehls Privatschule ging, genauso ist es jetzt, genauso wird es immer sein.“

So ist es nur folgerichtig, dass Martina van Boxen am Schauspielhaus Bochum in ihrer Inszenierung der Bühnenadaption von Christiane Pohle und Miriam Ehlers, Premiere war am 14. Januar 2015 im Theater Unten, die Rolle des Peter aufteilt: in den von Damir Avdic gespielten Jungen und den von Michael Habelitz verkörperten Erwachsenen, der zugleich die Funktion des Erzählers übernimmt. Und von dem auch das tolle Bühnenbild stammt: ein variables Raumteiler-System wie von Ikea mit Sprossenwänden für das reichlich körperbetonte, immer wieder auch rastlose Spiel der drei jungen Protagonisten Avdic, Jessica Maria Garbe (Katarina) und Matthias Eberle (August).

Links hackt Habelitz als Peter Hoeg auf einer alten Kofferschreibmaschine und hantiert, als Erzähler eines knapp 300seitigen Romans binnen einer einhundertminütigen Aufführung durchaus gefordert, am Tageslichtprojektor, während in der mittleren Kabine der Musiker Manuel Loos sein Reich aufgebaut hat mit einem nicht alltäglichen Instrumentarium und allerhand Elektronik. Während Eberle, die Hände stets in den Taschen seines Parka vergraben (Kostüme: Cathleen Kaschperk), dessen Kapuze er offenbar auch nachts nicht vom Kopf zieht, noch im Hintergrund verharrt, geben Garbe und Avdic wechselweise die Stichworte für eine sich erstaunlich eng an die Vorlage haltende Szenenfolge, die sich sinnvollerweise auf die beiden ersten Teile des Romans beschränkt.

Sechs „ZS“-Eintragungen binnen zweier Wochen: Katarina kommt absichtlich zu spät in den Unterricht, will herausfinden, warum Biehl nicht nur den Schultag, sondern auch den Internatsalltag in ein so striktes zeitliches Korsett zwingt. Sie ist nicht nur zwei Klassen weiter als Peter, sondern gehört auch zum Realschulzweig – da können sie sich nur heimlich treffen. Was bald zusätzlich dadurch erschwert wird, dass Peter dazu verdonnert ist, sich um den schwer zugänglichen August zu kümmern. Der versucht, Klasse-Bühnenlösung mit dem Projektor, seine Traumata mit dem Zeichenstift zu bewältigen. Was freilich nur Roman-Kenner dechiffrieren können.

Habelitz‘ Abschweifungen, seine Klagen über die Auswirkungen schulischer Beurteilungen mit Langzeitfolgen für die betroffenen Kinder, sind dagegen ebenso leicht nachvollziehbar wie die mit hohem Tempo inszenierten und furios gespielten konspirativen Treffen des so ungleichen Schülertrios. Da geht es im wörtlichen Sinne treppauf und treppab, über Stock und Stein. Martina van Boxen konzentriert sich in ihrer jederzeit spannenden Inszenierung, die gleichermaßen Jugendliche ab 14 Jahren wie Erwachsene anspricht, auf die letztlich tödlichen Erziehungsexperimente Biehls, den Geheimplan einer Integration der „Ratten“ ins herkömmliche Schulsystem.

Manchmal aber droht die zarte Liebesgeschichte zwischen Peter und Katarina sowie ihr geradezu kleinfamiliäres Verantwortungsgefühl August gegenüber, für den Autor Hoeg autobiographisch bedingt der zentrale Aspekt, im atemlosen Spiel des hochmotivierten Ensembles unterzugehen.

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