Doch Tilda will sich auf keinen Fall damit abfinden. Kurzerhand entführt sie ihren Großvater auf eine erlebnisreiche und unvergessliche Reise, um ihm seinen größten Wunsch zu erfüllen: Noch einmal Venedig sehen! „Honig im Kopf“ startet am 25. Dezember 2014 in unseren Kinos und ist hochkarätigst besetzt, neben den bereits Genannten wirken u.a. Jeanette Hain, Jan Josef Liefers, Katharina Thalbach, Tilo Prückner, Claudia Michelsen, Memet Kurtulus und Anneke Kim Sarnau mit.
In der intimen Box des Schauspiels Essen, die Noemi Baumblatt in eine Badeanstalt verwandelt hat, nimmt das Publikum sozusagen im gefliesten Schwimmbecken Platz zum Jugendstück „Am Horizont“ von Petra Wüllenweber. Der Bademeister (Kalle Spies mit der naturgegebenen Gelassenheit Fritz Eckengas, dessen Debütstück „Nicht ganz drei Tage“ bei der Uraufführung am Abend des gleichen Nikolaustages in Castrop-Rauxel nicht weniger gefeiert worden ist) räumt die Utensilien weg, welche Kinder zu hinterlassen pflegen.
Denn bei seinen beiden Gästen jetzt geht es ernsthafter zur Sache, da wird Bahn für Bahn abgerissen, die Stoppuhr ständig im Blick. Vor vielen Jahren ist Opa (Thomas Büchel) als Schwimmer sogar bei den Olympischen Spielen gestartet und ist nun dabei, seinem Enkel Janek (David Simon) den letzten technischen Schliff zu geben. Denn der hat offenbar sein Talent und seine Begeisterung für das nasse Element geerbt – da geht’s nun fast täglich zum Training.
Worunter freilich die schulischen Leistungen erheblich leiden, zuletzt hat Janek gar eine Fünf in der Englischarbeit bekommen. Doch auch hier weiß Opa die richtigen Worte, um bei seinem lernfaulen Enkel den Ehrgeiz zu wecken: wie soll er künftig bei internationalen Wettbewerben Interviews geben, von Olympia ganz zu schweigen, wenn er die Weltsprache nicht beherrscht?
Überraschung: Opas Kartons voller Pokale und Fotos seiner sportlichen Glanzleistungen stehen plötzlich in Papas Arbeitszimmer. Das freilich verwaist ist, seit sich Janeks Eltern getrennt haben. Nun also zieht Opa ein. Was zunächst nicht auf begeisterte Zustimmung bei seinem Enkel stößt, hofft dieser doch inständig darauf, dass sich Papa wieder mit Mama verträgt und nach Hause zurückkehrt.
Nach und nach wird Janek klar, warum Opa aus seiner bisherigen Wohnung ausziehen musste: Er wird immer vergesslicher. Zuerst kriegt er nicht mit, dass nichts so alt ist wie die Zeitung von gestern. Dann will er partout im Bademantel mit seinem Enkel ins Kino gehen, den er sogar beschuldigt, einen Umschlag mit eintausend Euro gestohlen zu haben. Schließlich büxt Opa aus – in seiner Badehose! Keine Frage: Er hat Alzheimer. Und weiß darum: „Ich werde alles vergessen. Irgendwann werde ich sogar vergessen, dass du mein Enkel bist. Dass du Janek bist.“
Nur gut, dass dieser sich mit Anna (Silvia Weiskopf) angefreundet hat, der Neuen in seiner Klasse. Von der er nicht nur im Unterricht als Banknachbar profitiert: die Apothekertochter versteht ‚was von den Folgen dieser schleichenden Krankheit. Es wird nicht dabei bleiben, dass Opa vergisst, sich auch seine zweite Gesichtshälfte zu rasieren. So muss Janek nun auf seinen Opa aufpassen – und kann sich auf Anna verlassen, obwohl sie ein Mädchen ist…
In „Am Horizont“ gelingt es Petra Wüllenweber auf sensible und zugleich humorvolle Art, die traurige und letztlich ausweglose Realität nicht zu verharmlosen und trotzdem auch die schönen Momente festzuhalten, die Janek mit seinem Opa teilt. Dazu bedarf es in dieser intimen Raumsituation inmitten des Publikums der Glaubwürdigkeit zweier herausragender Schauspieler. Sie stehen der Regiedebütantin Katha Trykowski, die seit der Spielzeit 2012/2013 als Regieassistentin am Schauspiel Essen engagiert ist, mit Thomas Büchel und David Simon zur Verfügung.