Marion (Valeria Bruni-Tedeschi) und Gilles (Stephane Freiss) haben sich getrennt. Doch statt sich erst vor dem Scheidungsrichter zu treffen, verabreden sie sich zu einem letzten wehmütigen Schäferstündchen im Hotel. Und schon wieder knallen die Türen! Francois Ozon erzählt die Geschichte ihrer unglücklichen Beziehung in fünf Episoden, wobei die Ereignisse in umgekehrter zeitlicher Abfolge geschildert werden – von der Trennung über erste Untreue bei einem Zusammensein mit Freunden, der Geburt des einzigen Kindes, der Heirat bis hin zum ersten Kennenlernen und Verlieben.
„Fünf mal Zwei“ rollt also die Liebesgeschichte von hinten auf. „Frauen können nicht einparken, Männer hören nicht zu“: Notorisch untreue und feige Männer passen einfach nicht zu nicht weniger untreuen, dazu aber noch dummen Frauen, jedenfalls am Ende, nur daß man das – glücklicherweise – am Anfang immer vergißt. Und so erfindet Ozon-Kameramann Yorick Le Saux ein romantisches Schlußbild, das zugleich an den Anfang der Liebesgeschichte zurückführt: Marion und Gills steigen zu Paolo Conte-Melodien händchenhaltend ins vom Abendrot bukolisch erleuchtete Meer.
Der bei den Filmfestspielen Venedig 2004 im offiziellen Wettbewerb gezeigte Streifen lebt vor allem von Valeria Bruni-Tedeschi. Die 40jährige Schauspielerin ist hierzulande erst noch zu entdecken, obwohl sie in fast sechzig Filmen mitgewirkt hat, darunter unter so berühmten Regisseuren wie Claude Chabrol und Patrice Chereau. Ihre Marion hat bereits eine Ehe hinter sich und ist, ganz schüchterner Single, allein in den Cluburlaub gefahren, weil ihre Freundin kurzzeitig abgesprungen ist. Auch Marions Arbeitskollege Gilles, der sie im Büro bisher kaum eines Blickes würdigte, macht mit seiner Freundin im gleichen Resort Urlaub. Beide kommen sich näher, doch Gilles, der darüber mit seinem Bruder spricht, sieht das zunächst mehr als ein sexuelles Abenteuer.
Die Marion der Valeria Bruni-Tedeschi ist attraktiv, aber kein Männerschwarm, der von einer Aura der kalt-überlegenen Unnahbarkeit umgeben ist. Francois Ozons Marion ist nicht nur ein Opfer ihres Mannes: Als Hausfrau und Mutter des kleinen Kindes hat sie vom stets genervten Gilles keine Hilfe zu erwarten, auf der Entbindungsstation läßt sie ihr Mann, von einer seltsamen Lähmung befallen, im Stich und auch ihr Vater (Michael Losdale) besucht sie nur widerwillig, selbst in der Hochzeitsnacht sucht Marion vor dem eingeschlafenen Gilles das weite.
Andererseits ist die Marion der Valeria Bruni-Tedeschi eine starke Frau: In besagter Hochzeitsnacht holt sie beim Quickie mit einem wildfremden Amerikaner nach, was Gilles nicht vermochte. Ihre Strategie der Ausdauer, selbst beim letzten Zusammensein im Hotelzimmer, geht auf: Marion verläßt die Lagerstatt mit dem tief in ihrem Innersten verborgenen Triumph, die Trennung zu überleben, während Gilles („Sollen wir es nicht noch einmal versuchen?“) mit sich und der neuen Situation noch längst nicht im reinen ist.
Emmanuele Bernheim (Buch), Francois Ozon (Buch und Regie)
Fünf mal Zwei
France 2 Cinema/Foz/Canal +/Cinecinema c/o Gimages 6 – Frankreich 2004