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Furcht und Hoffnung der BRD

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Ich habe zuviel! Ich habe zuviel! Und das schlimme ist, ich habe mich an dieses viel zuviel gewöhnt. Das geht ins Uferlose! Ich habe momentan 825 Mark Arbeitslosenunterstützung. Das ist zuviel.

Eindrucksvoller Beginn in Slapstick-Manier im Bochumer Schauspielhaus: Gottfried Lackmann spielt den Arbeitslosen Willi, der sich nicht nur mit Politikergeschwätz auseinandersetzen muß, sondern auch mit seiner Gattin Martha (Claudia Burckhardt), die als kleine Verkäuferin immerhin noch Arbeit hat – ein Gefangener in seinen eigenen vier Wänden, allenfalls zur Hausarbeit gut, um die Frau zu entlasten.

„Furcht und Hoffnung der BRD“ heiß das neueste Stück des bayerischen Erfolgsdramatikers Franz Xaver Kroetz, von Horst Siede am 27. Januar 1984 am Peymann-Theater urinszeniert mit einem hochkarätigen Ensemble, dem u.a. auch Karl Menrad, Lore Stefanek, Branko Samarovski und Tana Schanzara angehören (parallel zu Peter Palitzschs Inszenierung am Düsseldorfer Schauspielhaus u.a. mit Maria Alex, Manuela Alphons, Bert Oberdorfer und der Hernerin Marita Marschall).

Siede, hierzulande bekannt als Ruhrfestspiel-Regisseur und von einigen Arbeiten in Wuppertal, brachte als erste Regiearbeit Kroetz‘ Erstling „Heimarbeit“ in den Münchner Kammerspielen heraus und verhalf „Wildwechsel“ in Berlin zum Durchbruch. Nach zwölf Jahren Kroetz-Abstinenz nun also Bochum: der „Küchenrealismus“ der frühen Werke sei vorbei. Kann ich nachvollziehen, bei „Nicht Fisch, nicht Fleisch“ etwa, von Kroetz selbst gespielt im Herner Kulturzentrum. Auf „Furcht und Hoffnung der BRD“ trifft Siedes Urteil dagegen nicht zu.

Kroetz in der „taz“ im Januar 1983 über sein jüngstes Werk: „Diese Einakter sollen, wie damals Brechts ‚Furcht und Elend des Dritten Reiches‘, Kunst mit politischer Agitation, mit Überlegung verbinden. Um diese Verbindung zwischen Politik und Poesie ist es mir gegangen.“

Brechts 24 Szenen „Furcht und Elend…“ entstanden zwischen 1935 und 1938 im dänischen Exil, frei nach Heine untertitelt mit „Deutschland – ein Greuelmärchen“. Diese Untertitelung ist aus meiner Sicht die einzige Parallele zu Kroetz.

Brechts Themen wie Machtergreifung, Verrat, Konzentrationslager, Abhängigkeit der Beamten im verbrecherischen System, Rechtsbeugung der Justiz, furchtbare Wissenschaft und die Möglichkeiten des Widerstands waren eingebaut in sorgfältig ausgewählten Szenen, die das ganze Deutschland repräsentieren sollten. Sehr naturalistisch gespielt dienten die Einakter als Agitation gegen die Faschisten, als Aufforderung zur Gegenwehr.

Bei Kroetz kann davon keine Rede sein. Die „BRD“ ist reduziert auf das Thema Arbeitslosigkeit, kurz angesprochen werden ferner Vorurteile gegen Ausländer (mit Rosalinde Renn und Urs Hefti), Lebensangst vor Krebs, Beziehungsprobleme und die Selbstzensur der Medien beziehungsweise die Schere im Kopf eines Schriftstellers (mit Gert Voss und Otto Kukla).

Nach besagtem eindrucksvollen Beginn geht’s grotesk weiter: In „Gespräch“ gibt sich ein Arbeitsloser (Helmut Kraemer) auf der Parkbank gegenüber einer jungen Mutter (Evelyn Faber) als Polizist aus, der Frau und Kind beschützen will. „Heimkehr“ dreht die Eingangsszene geschlechtsspezifisch um: Die Frau (Barbara Ploch) ist arbeitslos und fällt in ihre alte Hausfrauenrolle zurück, der Mann (Volker Spahr) ists zufrieden – Kleinbürger-Chauvinismus, „Küchenrealismus“ im wahren Wortsinn.

In „Der Weihnachtstod“ will Kroetz erklären, warum „der Marxismus und die sozialistischen Staaten die einzige und große Hoffnung der notleidenden Menschheit sind“ (Kroetz, 1978): „Arbeitslose ham’s drüben keine“ hat der wieder in Bochum spielende Gerd Kunath zu Anneliese Römer zu sagen, da zischen selbst die linken Uni-Claqueure im Parkett. Und die Freiheit des Westens? „Ich brauch ned nach Afrika, weil ich es mit gar ned leisten kann.“ So einfach ist das mit der BRD – und der DDR. Wirklich?

In Bochum werden in dreieinhalb Stunden vierzehn der fünfzehn Szenen gespielt, darunter heiter-groteske wie „Jüngstes Gericht“, wo zwei alte Leute (Eleonore Zetzsche und Wolfgang Schwalm) „Bild“-Zeitungskästen mit brauner Farbe verkleistern zur gar nicht klammheimlichen Freude des WAZ-Feuilletonisten Jansen. Darunter auch visionäre Szenen wie „Zerreißprobe“, wo sich ein Arbeitsloser (Thomas Schendel) als medizinisches Versuchsobjekt vorkommt. Und leider auch verlogen-dämliche wie „Der arme Poet“, in der Ulrich Pleitgen einen Schriftsteller verkörpert, welcher plausibel erklärt, warum er an einer Demo nicht teilnimmt, hinterher aber seiner Muse (Julia von Sell) ‚was von Arbeitsverbotsangst vorjammert. Da hat Kroetz in vordergründig-billiger Agitation einfach Ost und West miteinander vertauscht.

Franz-Xaver Kroetz gehört seit diesem Jahr den Münchner Kammerspielen an, als Schauspielerkollege von Lisi Mangold, die in der „Verschnaufpause“ betitelten Schlußszene so etwas wie ein Hoffnungszeichen zu setzen versucht an der Seite Rolf Idlers. Kroetz selbst spielt an der Maximilianstraße in seinem Stück „Nicht Fisch – nicht Fleisch“. An diese geschlossene Leistung hat er mit seinem aktuellen Werk, das die Bochumer Lokalpresse allen Ernstes als „das wichtigste Stück des Jahres“ feierte, nicht anzuknüpfen vermocht.

Dramaturg Uwe Jens Jensen hat im 244 Seiten starken Programmbuch Auszüge aus dem „Tagebuch 1983“ von Franz Xaver Kroetz veröffentlicht. Unter dem Datum 7. März 1983, es war der Tag, als Kroetz selbst in seinem Stück „Nicht Fisch, nicht Fleisch“ auf der Bühne des Herner Kulturzentrums stand, heißt es: „Aber die Wahlen zeigen natürlich, daß diese Art der Demokratie den Namen nicht verdient, die ist einfach lächerlich! (…) Und wenn man bedenkt, was für Zombies da wählen dürfen, sie laufen einem doch dauernd über den Weg, unfaßlich! Die ganzen uralten Menschen z.B. die einfach keine Ahnung mehr haben, die aber sicher mehr wie 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen, all diese Menschen, die man eben einfach und wirklich als dumm klassifizieren muß (egal ob durch Geburt oder Gesellschaft), die Medien, die den Kapitalisten gehören und die alles, alles beherrschen, und die Köpfe faktisch besitzen und damit eben auch die Stimmzettel besitzen und die Kreuze machen lassen. Mir ekelt vor diesem Land, ich sag es, mir ekelt vor euch West-Deutschen, mir ekelt vor dem Heimatland Bayern, mir graust es.“

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