„Lasst uns den ganzen Lebensschmutz vergessen. Am besten, wir sind etwas lustig zusammen“: Erna (Ingrid Domann), die älteste der drei, ist eine verbitterte Frau, die vor allem von ihren Leiden im Leben, von ihrer krankhaften Sparsamkeit und von ihrem ungeratenen Sohn Hermann erzählt, der ihr nichts als Kummer macht.
Grete (Ines Krug) muss in ihren früheren Jahren ein lebenslustiges Geschöpf gewesen sein. Heute erinnert nur noch ihr hochtoupiertes Blondhaar an bessere Zeiten. Sie ist geschieden, weil ihr Mann irgendwann eine achtzehnjährige Asiatin vorgezogen hat. Und ihre Tochter, die offensichtlich vom Vater sexuell missbraucht wurde, ist schon vor Jahren nach Australien ausgewandert.
Mariedl (einmal mehr überragend: Bettina Schmidt), die jüngste dieses Trios, ist in erster Linie fanatisch religiös, verhaltensgestört und bezieht ihre Lebensqualität vornehmlich daraus, dass sie als Meisterin der Beseitigung von Toilettenverstopfung gilt.
Die Drei erzählen vor allem von sich selbst, hören dem anderen kaum zu, reden aneinander vorbei. Und phantasieren sich aus der verkorksten Realität in ihre Tagträume. Die Stimmung wird immer aggressiver und die Situation eskaliert, als Mariedl in ihren eigenen Phantasien die Lebensträume von Grete und Erna zerstört und dem fiktiven Fest ein gewaltsames und blutiges Ende bereitet…
Der Grazer Autor Werner Schwab ist trotz zahlreicher Auszeichnungen stets heftig umstritten gewesen, als „Fäkaldramatiker“ gescholten und erst posthum zum Glücksfall für die deutschsprachige Theaterlandschaft stilisiert worden. Ein Schicksal, dass er mit seinem Landsmann – und Vorbild – Thomas Bernhard teilt.
„Die Präsidentinnen“ ist in einer monströsen, bizarren, pathetischen, „Schwabisch“ genannten Sprache verfasst, einem durchaus auch poetischen Stelzdeutsch, das mit vorgefertigten Sprachmustern und leeren Worthülsen als virtuose Sprachgroteske daherkommt. Die einst provozierte und heute geradezu kultisch goutiert wird, so jetzt auch in der intimen Essener „Box“ mit drei exzellenten, vom Premierenpublikum frenetisch gefeierten Schauspielerinnen.