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Fegefeuer in Ingolstadt

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„Fegefeuer in Ingolstadt“ handelt von einer unerlösten Gesellschaft. Gefangen zwischen Himmel und Hölle suchen ein paar Leute nach einem Trick, der Erlösung bringen soll. Auf engem Raum leben sie in Ingolstadt und sind dennoch einander unbekannt. Ihre Dialoge sind Selbstgespräche, besser Gespräche auf der Suche nach sich selbst. Die Suche geht im Kreis. Roelle, der Gymnasiast mit dem dicken Hals, strebt am heftigsten nah Höherem, probiert Erlösung mit messianischen Posen und geht dennoch im Kreis wie die anderen. Heute ist das Stück wie damals, 1922, als Marieluise Fleißer es schrieb, eins für eine Gesellschaft, der das Alte fragwürdig geworden und das Neue noch zu undeutlich ist.
Horst Laube, 1971, in der Wuppertaler Theaterzeitung

Als Bertolt Brecht und Marieluise Fleißer anno 1926 noch ein Paar waren, kam, prominent mit Walter Franck, Maria Koppenhöfer und Helene Weigel besetzt, ein Stück in Berlin heraus, daß erst 1971 durch den Dramaturgen Horst Laube und den Regisseur Günter Ballhausen in Wuppertal seine wahre Uraufführung erlebte: „Fegefeuer in Ingolstadt“.

Olga (zu sanftmütig: Annika Kuhl) erwartet von Peps (ein Schlawiner: Patrick Heyn) ein Kind. Doch der hat sich längst einer vielversprechenderen Partie, Hermin Seitz (quirlig: Judith Rosmair als jugendbewegter Irrwisch) zugewandt. Was nicht weiter schlimm wäre, denn der Gymnasiast Roelle (eher ein seelisch denn körperlich Deformierter: Torsten Ranft gibt den genialischen Überflieger in Caritas de Wits Bieder-Outfit des kleinbürgerlichen Musterschülers als ständig unter Strom stehenden wichtigtuerischen Sektierer) würde gerne in die Vaterrolle schlüpfen.

So herrscht Unfriede im Hause Berotter (weichlich: Jürgen Rohe): Olgas jüngere Schwester Clementine, die daheim die verstorbene Mutter ersetzen muß (nur sehr maßvoll giftige Eifersüchtige, zumeist lammfromme Dulderin: Irene Christ), hat, sehr zum Verdruß des eifersüchtigen Bruders Christian (gibt den treusorgenden Familienmenschen: Andreas Pietschmann), ein Auge auf den genialischen „Spinner“ geworfen…

Marieluise Fleißer zeigt junge Leute auf der Suche nach einem Ausweg aus der spießbürgerlichen, klerikal dominierten Enge einer bayerischen Kleinstadt. Es geht um Außenseitertum und gesellschaftliche Zwänge, auch um Erlösung in christlichem Sinn. Jürgen Kruse, der die Wuppertaler Fassung Ende März 1999 an den Bochumer Kammerspielen inszeniert hat, konstatiert zwar: „Ingolstadt ist überall.“ Setzt diese ja durchaus richtige Ansicht aber nicht in seiner Inszenierung um, im Gegenteil: er nimmt der Vorlage den ganzen, autobiographisch fundierten Furor.

Franz Koppendorfer dagegen setzt die Feststellung Kruses in seiner überladenen Environment-Bühne um: vor der Skyline amerikanischer Großstädte führt eine ansteigende Diagonale vom Kleineleute-Milieu, dem Tütchenlampen- und Marterlkitsch der Berotter-Wohnung, hin zur sakralen Weihestätte. Und gleich darunter in die Unterwelt der Glücksspielautomaten und des mephistophelischen Verführers Protasius (wie ein Achternbusch-Stadtindianer, nur mit Harpune: Steve Karier) und dessen Handlangers Gervasius („Shorty“ mit Sepplhut: Steffen Schult).

Jürgen Kruse knüpft mit diesem häufig überhitzten dreistündigen Feuerwerk an Einfällen und Querverweisen an seine besten Arbeiten zu Beginn der Haußmann-Ära, etwa an Wedekinds „Musik“, an. Und Alfred Kerrs Urteil im Berliner Tageblatt liest sich wie eine um 73 Jahre vorweggenommene Kruse-Rezension: „Die Atmosphäre kommt … ich hätte fast gesagt: meisterlich heraus. Derlei ist prall und schier und gekonnt und sitzt.“

Hier stimmt wenig mit Fleißers Stück überein und doch rundherum alles: der Soundtrack mit nicht weniger als 22 Titeln (Kruse: „Das Tollste, was wir je verbrochen haben“), Therese Giehses Rezitation der Brecht-Ballade „Ertrunkenes Mädchen“ aus dem Off, das Lokalkolorit vom Bochumer Jungenlied bis zur Kruppschen Friedensglocke am Rathaus, das Fehlen einer Hierarchie unter den jungen Leuten, deren Steinigungs-Szene zum Pop-Barock verulkt und damit verharmlost wird, Roelles handfeste Befreiung aus den Fängen seiner dominanten Über-Mutter (ein Vamp, der eine „besondere Suppe“ aus ihren Mammut-Brüsten offeriert: Eva-Maria Hofmann), der Schluß: Roelle und Olga gehen händchenhaltend in eine hoffentlich hoffnungsvolle Zukunft.

P.S. Der Wanne-Eickeler Schauspieler Volker Mosenbach spielt zeitgleich den Vater Berotter in Barbara Bilabels „Fegefeuer“-Inszenierung am Theater Bremen.

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