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Kaelte

kaelte

Keith, Anders und Ismael, drei junge Männer, besaufen sich im Wald. Die Sommerferien haben gerade begonnen, aber das ist nicht wirklich der Anlaß dafür, dass das Trio ein Faß aufmachen will nach dem Motto: Es muß heute noch etwas passieren. Denn die drei haben die Schule längst abgebrochen.

Und tatsächlich – es passiert etwas: Kalle, ein ehemaliger Mitschüler und frischgebackener Abiturient, kommt auf dem Weg zu seiner Abifeier, die seine Familie für ihn und seine Freunde kurz vor Antritt einer größeren Reise, Geschenk der schwedischen Adoptiveltern zum erfolgreichen Schulabschluß des gebürtigen Koreaners, in ihrer Datsche ausrichten, vorbei.

Die drei lassen Kalle nicht einfach weitergehen, er muß mit ihnen Bier trinken, sein neues Fotohandy abgeben und sich den ganzen verquasten Mist anhören, den verblendete Neonazis so von sich geben, welche sich scheinbar selbstbewusst als Angehörige der proletarische Unterklasse verstehen, die von der Gesellschaft bewusst sozial und politisch ausgegrenzt wird.

Aus vielen Demütigungen haben sie sich ein brutales Weltbild zurechtgezimmert, das ebenso einfach wie kompliziert ist: Sie sind die Opfer einer großen Verschwörung gegen ihr Land, sollen verfettet und verdummt werden, damit sie im Kampf des Daseins die Verlierer sind.

Und dieser Plan scheint bei Keith, Anders und Ismael funktioniert zu haben: Die drei haben in der Schule versagt und so wenig Aussicht auf beruflichen Erfolg. Sie schieben die Schuld auf Staat und Gesellschaft, das Weltjudentum und die nach Schweden eingewanderten Ausländer. Da kommt ihnen so einer wie Kalle gerade recht: Intelligent, gebürtiger Asiate, Adoptivkind wohlhabender schwedischer Bürger, weltoffen, hoffnungsfroh in die Zukunft blickend.

Lars Noren, zunächst durch Eheschlachten im Bürgermilieu wie „Dämonen“ und „Nachtwache“ bei uns bekannt geworden, hat sich seit einigen Jahren mit Stücken wie „Schattenjungs“, „Personenkreis 3.1“ und „Klinik“ mit dem Rand der Gesellschaft auseinandergesetzt. Das Deutsche Theater Berlin hat nach „Tristano“ mit „Kälte“ Anfang November 2004 ein weiteres Werk Lars Norens als deutschsprachige Erstaufführung herausgebracht – inszeniert von Robert Schuster zusammen mit Studenten der „Ernst Busch“-Hochschule im Werkraum, also hinter dem Eisernen Vorhang auf der Bühne der Kammerspiele.

Niklas Kohrt ist Keith, ein schmächtiges Kerlchen mit Babyface und glattem, zurückgekämmtem Gelhaar. Er ist so etwas wie der Anführer und „intellektuelle“ Kopf der Dreierbande, dessen Rhetorik im Disput mit Kalle freilich schnell an Grenzen stößt.

Achim Schelhas, einziges DT-Ensemblemitglied der „Kälte“-Produktion, gibt den Anders als kleines Licht mit großer Schnauze, als Möchtegern-Macho, der irgendwann zwischendurch, spätestens jedoch auf halber Strecke in der Persönlichkeits-Entwicklung stehengeblieben ist. Ein zu Gewalttaten neigender Mitläufer-Typus der fiesen, hinterhältigen Art, ein Underdog mit ausgeprägtem (materiellen) Neid-Komplex.

Peter Becker spielt Ismael, den von der Gruppe „arisierten“ Moslem mit bosnisch-kroatischem Migrationshintergrund, der seinen älteren, in der Heimat verbliebenen Bruder, welcher Jagd auf bosnische Muslime macht, als „Freiheitskämpfer“ verehrt. Im Grunde ist Ismael schon seiner Statur nach eher ein ruhiger „Bär“, der auf Anerkennung in der Gruppe der „Weißen“ hofft und sich nur durch gruppendynamische Zwänge zu körperlicher Gewalt hinreißen lässt.

Schließlich Gabor Biedermann, nicht zufällig der einzige Blondschopf des Darsteller-Quartetts, als Kalle: Ein intelligenter, musisch interessierter Abiturient, der der Aggressivität der anderen – schon gar mit rationalen Argumenten – nicht gewachsen ist und, schnell resignierend, zu immer neuen verbalen Zugeständnissen bereit ist – bis er den Hitlergruß verweigert, was ihm letztlich zum Verhängnis wird.

Lars Norens Stück „Kälte“ basiert auf einem authentischen Fall, bei dem schwedische Skinheads 1995 unweit von Göteborg einen Ausländer umgebracht haben. Das macht es jedoch nicht besser in seinem kruden Naturalismus und seiner biederen, holzschnittartigen Schwarz-Weiß-Malerei. Was offenbar auch Regisseur Robert Schuster so sieht, versucht er doch über einhundert Minuten mit allen Mitteln der Verfremdung, zu denen neben Stilisierungen, Pausen und Text-Wiederholungen auch die finale „Demaskierung“ Kalles gehört, dem gut gemeinten Gutmenschen-Theater zu entrinnen.

Ein Pfund, mit dem der Regisseur wuchern kann, ist die Ausstattung von Sascha Gross: Im Zentrum der Bühne steht ein metallisch-spiegelnder Turm, dessen Aufbau sich weit hinauf in den Schnürboden ziehen lässt und so immer wieder den Blick auf die Personen freigibt, sich andererseits auch wieder hermetisch verschließt – wie die irrationale Geisteshaltung des rechtsradikalen Trios.

Zu beiden Seiten des Turms zwei Hubpodien, auf denen die Cellistinnen Antoaneta Emanuilova und Boram Lie, im Off unterstützt vom Komponisten Georg Zeitblom, Neue Kammermusik aus dessen Feder spielen – ein, wie wir nicht erst seit Auschwitz wissen, wirkungsloser Kontrapunkt der Humanität.

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