Alkohol ist in Deutschland die am meisten konsumierte legale Droge. Entsprechend groß war der Beratungsbedarf während unserer Telefonaktion. Die Suchtberaterinnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Brigitte Ganse und Thomas Weßling antworteten auf die Leserfragen. Im folgenden eine Zusammenfassung.
Meine Tochter (25) trinkt sehr viel Alkohol. Sie sieht aber nicht ein, dass es zu viel ist. Mich macht dieser Zustand fertig. Was kann ich tun? Wenn die Kinder erwachsen geworden sind haben sie ein Recht auf eigenen Entscheidungen, auch auf eigene Fehler. Geben Sie Ihrer Tochter das Gefühl, dass Sie für sie da sind, wenn sie einmal Hilfe brauchen sollte. Damit es Ihnen in dieser Situation besser geht, rate ich Ihnen, sich Unterstützung bei Beratungsstellen für Angehörige zu holen. Schauen Sie im Internet, zum Beispiel unter www.dajeb.de, nach. Eine Broschüre für Angehörige von Suchtkranken zum Download gibt es unter www.bzga.de, Rubrik Information und Bestellungen, Bereich Suchtvorbeugung. Die Broschüre heißt: „Ein Angebot an alle, die einem nahe stehenden Menschen helfen möchten“.
Ich brauche jeden Tag etwa eine Flasche Korn, wie komme ich vom Alkohol los? Machen Sie Nägel mit Köpfen, holen Sie sich Hilfe bei einer Suchtberatungsstelle. Alkoholabhängigkeit ist eine Krankheit und muss – wie alle anderen Krankheiten auch – professionell behandelt werden. Sie finden Adressen von Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen im Telefonbuch oder im Internet, zum Beispiel unter www.bzga.de, Rubrik Service.
Meine Tochter kommt oft betrunken nach Hause. Aber sie meint, sie trinkt nicht zu viel. Sie ist erst 16. Wie soll ich darauf reagieren? Suchen Sie ein offenes Gespräch – wenn sie nüchtern ist. Versuchen Sie zu erfahren, warum sie sich regelmäßig betrinkt. Damit sie ihren Alkoholkonsum überprüfen kann, können Sie ihr im Internet die Seite www.kenn-dein-limit.info empfehlen. Dort gibt es unter „check your drinking“ einen Selbsttest zum Alkoholkonsum.
Mein Mann trinkt fast jeden Abend zum Abendbrot eine Flasche Bier und will das auch nicht ändern. Was kann ich dagegen tun? Bleiben Sie entspannt. Erwachsene Männer, die gesundheitsbewusst leben wollen, sollten nicht mehr als zwanzig Gramm reinen Alkohol pro Tag trinken (Frauen nicht mehr als zehn Gramm). In einem viertel Liter Bier sind zehn Gramm reiner Alkohol enthalten, in einer Halbliterflasche Bier dementsprechend 20 Gramm. Es gibt also keinen Anlass zur Sorge. Schön wäre, wenn ihr Mann an zwei Tagen in der Woche auf den Alkohol verzichtet, damit sich keine Gewöhnung einschleicht.
Mein Mann ist Alkoholiker. Wie kann er einen Entzug beantragen? Der Hausarzt sollte zuerst einmal einen Antrag auf eine entsprechende Rehabilitationsmaßnahme stellen. Denn es dauert immer ein paar Wochen, ehe der Antrag durch ist. Ist die Maßnahme genehmigt, kann der Entzug in der Klinik beginnen. Der dauert etwa eine Woche. Gleich daran sollte sich der Aufenthalt anschließen, um die Therapie lückenlos fortzusetzen.
Wie läuft so ein Entzug eigentlich ab? In der Regel steht am Anfang ein Einzelgespräch in dem geklärt wird, wie stark der Betroffene abhängig ist und wie sein soziales Umfeld aussieht. Dann wird entschieden, ob eine ambulante oder stationäre Therapie günstiger ist. In jedem Fall wird der Alkoholkranke gut begleitet, bei Bedarf auch mit Medikamenten, die den Entzug erleichtern. An die Therapie sollte sich unbedingt eine ambulante Nachsorge anschließen.
Das Sucht-Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist täglich unter 0221/892031 erreichbar. Mo-Do von 10-22 Uhr, von Fr-So 10-18 Uhr. Kostenlose Info-Materialien: „Alles klar?“ Tipps für den Umgang mit Alkohol, „Alkoholfrei leben?! – Hilfe bei Alkoholproblemen, „Ein Angebot für alle, die einem nahe stehenden Menschen helfen möchten“ – Ratgeber für Angehörige, „Alkohol – reden wir drüber!“ – Ratgeber für Eltern, „Frau-Sucht-Gesundheit“, Hilfen für Frauen. Alles Materialen sind kostenlos und können bestellt werde: per Mail unter [email protected], per Fax unter 0221/8992-257, schriftlich an BZgA, 51101 Köln.
Alkoholprävention im Internet: Für Jugendliche unter 16 Jahren www.bist-du-staerker-als-alkohol.de, für Jugendliche von 16 bis 20 Jahren www.kenn-dein-limit.info, für Erwachsene www.kenn-dein-limit.de.