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Mit dem Gurkenflieger in die Südsee

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Im Rahmen des Festivals Internationale Neue Dramatik (F.I.N.D. 5) am Lehniner Platz stellte die Schaubühne Christoph Nußbaumeders Debüt „Mit dem Gurkenflieder in die Südsee“ erstmals auf die Bretter – mit einer vom Intendanten Thomas Ostermeier eingerichteten und u.a. mit Katharina Schüttler, Stephanie Eidt, Felix Römer und Falk Rockstroh hochkarätig besetzten szenischen Lesung. SN-Foto: Heinz

Ein Gurkenflieger ist ein landwirtschaftliches Nutzfahrzeug mit weiten Auslegern, auf denen – heute bevorzugt (Gast-) Arbeiter aus den mittelosteuropäischen Staaten – Erntehelfer bäuchlings liegend Gurken pflücken und, zur weiteren Verarbeitung, auf ein Laufband legen. Eine einfache, aber zumal bei sommerlichen Temperaturen auch sehr anstrengende Tätigkeit.

Die Christoph Nußbaumeder, 1978 im niederbayerischen Eggenfelden geboren, aus eigener Anschauung kennt: Er wuchs auf dem elterlichen Bauernhof auf, machte 1997 sein Abitur in Dingolfing und arbeitete in den beiden Folgejahren bei einem BMW-Zulieferer in Südafrika. Seit 1999 studiert er in Berlin Rechts- und Literaturwissenschaften.

Christoph Nußbaumeder, der im vergangenen Jahr den Dokumentarfilm „Nach der Jagd. Szenen“ über seinen Landsmann, den Dramatiker und Schauspieler Martin Sperr (1944 bis 2002) drehte, fühlt sich auch in seinem Erstling „Mit dem Gurkenflieger in der Südsee“ der Tradition des kritischen Volksstücks Ödön von Horvaths, Franz Xaver Kroetz’ und Martin Sperrs („Jagdszenen aus Niederbayern“) verpflichtet.

Er beschreibt darin die menschlichen und ökonomischen Konflikte, die während der Ernte auf einer Gurkenplantage zwischen polnischen Saisonarbeitern und der einheimischen Bevölkerung aufbrechen. In der Sommerhitze prallen die Träume der 20jährigen Marlies von einem besseren Leben mit der Wirklichkeit von wirtschaftlicher und emotionaler Ausbeutung aufeinander und eskalieren schließlich in einer nächtlichen Feuerkatastrophe.

Der aktuelle – und erste – Thomas Bernhard-Stipendiat des oberösterreichischen Landestheaters Linz gewann mit seinem Bühnen-Erstling im vergangenen Jahr den 2. Stückewettbewerb der Berliner Schaubühne, weshalb der „Gurkenflieger“ Ende März im Rahmen des Festivals Internationale Neue Dramatik (F.I.N.D. 5) am Lehniner Platz erstmals auf die Bretter gestellt wurde – mit einer vom Intendanten Thomas Ostermeier eingerichteten und u.a. mit Katharina Schüttler, Stephanie Eidt, Felix Römer und Falk Rockstroh hochkarätig besetzten szenischen Lesung.

Sie gab die Richtung vor, wie man sich diesen neuen Jagdszenen aus Niederbayern inszenatorisch nähern soll: knapp, prägnant und ganz unsentimental. Heike Keinath hatte das 13köpfige Ensemble in heutige Alltagsklamotten gesteckt, das in Leonie Heilmanns denkbar einfacher Ausstattung agierte: Tische und Stühle vor der Rampe aufgereiht, auch als Demonstration der Funktion dieser Erntemaschine, davor jede Menge Gurken im Rohzustand und, verarbeitet in Gläsern, als Endprodukt.

Nußbaumeders Dialoge sind ungemein sprachwitzig, aber auch, bisweilen hart am Kalauer vorbeigeschrammt, platt – und alles andere als politisch korrekt. Der Fabrikant (Falk Rockstroh) weist seinen „Vormann“ Grosch (Kay Bartholomäus Schulze) ein: „Bring ihnen Demokratie bei – und zeig’ ihnen gleich, wo der Hammer hängt.“ Gemeint sind die (polnischen) Saisonarbeiter, die auf dem Feld und anschließend in der Konservenfabrik eingesetzt werden: Hungerlohn und eine Baracken-Unterbringung wie in den 50er Jahren inklusive.

„Nicht denken, danken!“ weist Grosch die Arbeiter, die – vergeblich – Wartezeiten- und Überstundengelder beanspruchen, bei der täglichen Lohnauszahlung zurück.

Minka (Stephanie Eidt), die mit ihrem taubstummen Kind Lupo (Robin Meisner) schon mehrere Sommer auf der Plantage arbeitet, erhofft sich von ihrem Verhältnis zum Vorarbeiter Grosch, mit diesem eine gemeinsame Zukunft aufbauen zu können. Grosch, der erhebliche Schulden beim Fabrikanten hat, organisiert am Rande des Dorfes die Prostitution polnischer Arbeiterinnen – und Minka („Mit Kind bist du nur die Hälfte wert“) ist sein bestes Pferdchen im Stall.

Die junge Marlies (Katharina Schüttler), auf die nicht nur der Fabrikant ein Auge geworfen hat, will sich nichts gefallen lassen und lehnt auch die Bezahlung kleinerer Dienste ab – die paar Scheine können ihr nicht zur Erfüllung ihrer im Stücktitel zitierten Wünsche verhelfen. Marlies passt auf den kleinen Lupo auf, wenn Minka wieder „anschaffen“ geht („Schönheit vergeht, Vermögen besteht“).

Als es zum Streit zwischen den so geilen wie tumben Dorfbewohnern und den eifersüchtigen Polen kommt, schreitet die Polizei (Daniel Borgwardt) ein – und schlägt sich naturgemäß auf die Seite der deutschen Nachbarn. Die Sache scheint zu eskalieren, als Marlies, vom eifersüchtigen Denk (Felix Römer) brutal vergewaltigt, nachdem sie es abgelehnt hat, sich mit dem einstigen „verkrachten Studenten“ einzulassen, nicht auf Lupo aufpassen kann – und das Kind bei einem Autounfall ums Leben kommt. Doch die Saisonarbeiter nehmen den tragischen Unfall eher beiläufig bedauernd hin – sie haben ganz andere Probleme, zu denen auch die eigenen familiären daheim in Polen gehören.

Am Ende ist Minka, die ihren Körper und ihre Seele verkauft hat, allein: Lupo ist tot und Grosch auf merkwürdige Weise verschwunden. Seinen Job übernimmt nun Denk – und Marlies Südsee-Traum ist endgültig in unerreichbare Ferne gerückt. Sie beschließt, daraus die Konsequenzen zu ziehen…

Thomas Ostermeiers szenische Einrichtung vermittelte die unterschiedlichen Biographien dieser „Sklaven des 21. Jahrhunderts“, auch was eher randständige Figuren betrifft wie Alex (Jörg Hartmann), der sich auf der Plantage schindet, um das Studium seiner Kinder finanzieren zu können, Minik (Ole Lagerpusch), der sich als Jüngster mit frechen Sprüchen zu behaupten versucht, und Herod (Markus Gertken), der sich sehr um Minka bemüht, sie aufgrund ihrer Fürsorge für Lupo geradezu zu einer Heiligen stilisiert und beschließt, ihren Zuhälter Grosch zu töten.

Bei Ostermeier durchbrach erst die finale Feuerkatastrophe die Ästhetik des sozialkritisch-realistischen Stücks. Das ist bei der eigentlichen Uraufführung, die Bernarda Horres am Landestheater Linz inszeniert hat und die jetzt im Rahmen der Ruhrfestspiele in Recklinghausen stattfand, ganz anders. Die in unserer Region durch zwei ganz ähnlich überhöhte Produktionen am Theater Oberhausen (Hauptmanns „Rose Bernd“ und Tschechows „Platonow“) einschlägig bekannte Regisseurin lässt in der abstrakten Spielfläche von Alexandra Pitz von der ersten der insgesamt neunzig Minuten keinen Zweifel daran, dass hier antikes Drama, Brechtsches Lehrstück und christliches Martyrium eine – aus meiner Sicht freilich ganz unheilige – Allianz eingehen.

Sie hat Christoph Nußbaumeders Text einen vielköpfigen, aus theaterbegeisterten Bürgern der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz gebildeten Chor aufgepfropft, der gleich zu Beginn in der martialischen Ästhetik Einar Schleefs den Dialog zweier Arbeiter skandiert: „So heiß. – Kann kaum arbeiten. – Für 10 Cent bück ich mich, ein Deutscher nicht. – In dieser Generation holen wir nicht mehr auf. – Wir müssen uns bücken, dass die nächste aufrecht geht.“

Bernarda Horrres’ Inszenierung ist durchgehend stilisiert, auch wenn die Wieselburger-Flaschen ploppen: Alles wirkt sehr angestrengt und bedeutungsschwanger und wenn der Chor „Laßt sie doch, wie Gott sie geschaffen hat“ skandiert, liegt die Marlies der Ina Tempel rechterhand nackt und hilflos auf der „Matte“ als symbolisches Gegenbild zur Pieta-Figur Minkas (Verena Koch), die minutenlang mit ihrem toten Kind Lupo (Michaela Simmerer) am Boden in stummer Trauer verharrt.

So hat die eigentliche Uraufführung bei der daher so ausführlich geschilderten szenischen Lesung an der Berliner Schaubühne stattgefunden. Dem Autor Christoph Nußbaumeder, der gerade zusammen mit dem Filmemacher Hussi Kutlucan für das ZDF die Fernsehserie „Das übelste Haus Berlins“ konzipiert, Drehbeginn ist voraussichtlich im Juli, sind weitere Inszenierungen seines „Gurkenfliegers“ nach der Art Thomas Ostermeiers zu wünschen. Und für sein neues Stück „Mindelfinger Goldquell“, das im Februar 2006 erneut in Linz uraufgeführt wird, ein anderes Regieteam. Dieser Wunsch ist bereits in Erfüllung gegangen: Am Landestheater wird Georg Schmiedleitner inszenieren.

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