Mit einem Knalleffekt starten die Vorstadtkrokodile in ihr zweites Leinwandabenteuer, denn nach 650.000 Besuchern beim Vorgängerstreifen kann sich Erfolgs-Regisseur Christian Ditter eine Einführung sparen: Hannes (Nick Romeo Reimann), Kai (Fabian Halbig), Olli (Manuel Steitz), Maria (Leonie Tepe), Frank (David Hürten), Jorgo (Wenn ich mal groß bin, werd ich auch arbeitslos: Javidan Imani) und Peter (Robin Walter) machen sich im wahren Wortsinn mit Feuereifer daran, ihr neues Hauptquartier einzurichten in einem aufgelassenen Bergwerk.
Das alle Anforderungen erfüllt, um die Pleite mit der Gang von Franks älterem Bruder Dennis vergessen zu machen: Es ist nur über eine höchst wackelige Brücke zu erreichen, die zudem mit Bewegungsmeldern ausgerüstet wird. Einen zweiten Zugang, durch den auch Kai mit seinem Rolli paßt und der zugleich allen Krokodilen im Notfall als Fluchtweg dient, entdeckt der so selbstbewußte wie unbedarfte Jorgo er hält das im Stollen gelagerte Dynamit für Kerzen…
Die Krokodile sind also unter Tage angekommen das paßt so richtig ins Kulturhauptstadtjahr Ruhr 2010. Weil seine Eltern (Smudo und Maria Schrader) einen romantischen Urlaub zu zweit planen, haben sie für Kai als Aufpasserin die ältere Cousine Jenny (Voll das Gerät: Ella-Maria Gollmer) engagiert was beide zunächst tierisch nervt: Kai, der sich eine Babysitterin verbittet, und dazu noch ein so attraktives, die ganze Siedlung auf Trab bringendes Mädchen aus der Großstadt, und Jenny, die eigentlich besseres vor hat als sich in diesem öden Kaff mit Kinderkram abzugeben…
Kurzarbeit wird aber auch immer kürzer: Als Olli und seine Schwester Maria mit der Neuen nach Hause kommen, sind unerwartet schon ihre Eltern (Esther Schweins und Dietmar Bär) von der Schicht zurück: Die Maschinen streiken und wenn nicht bald Abhilfe geschaffen wird, macht das ganze Unternehmen dicht. Mit der Folge, daß Pupsi und Pipimaus sich andernorts neue Freunde suchen müßten…
Apropos Freunde. Daß frau ab dreißig chancenlos sein soll beim anderen Geschlecht und Hannes‘ attraktive Mutter Kristina (wie immer ein Lichtblick: Nora Tschirner) keinen Mann mehr für sich zu interessieren vermag, halten die Krokodile für blanken Unsinn und werden auf einschlägigen Internet-Börsen aktiv. Mit dem so smarten wie offenkundig wohlsituierten Dieter Gotte (Felix Klare) scheint gleich ein Volltreffer an der Angel zu zappeln. Doch der entpuppt sich in ungeahnter Verbindung mit den beiden oberprolligen Boller-Zwillingen (Roman und Raoul Brauner) bald als geradezu unverdaulicher Brocken…
Die Vorstadtkrokodile sind in der harten Realität der Hartz-IV-Gesellschaft angekommen. Für die häufig unter Tage und jedenfalls undercover agierenden Ermittler geht es um nichts weniger als die berufliche Zukunft ihrer Eltern und den Zusammenhalt der Siedlung – damit Olli und Maria nicht wegziehen müssen, was besonders Hannes am Herzen liegt: Olli ist der Anführer. Ohne ihn und Maria gibt es keine Krokodile mehr. Von den ersten Schmetterlingen im Bauch gar nicht zu reden…
Die coolste Bande ist zurück: Der Untertitel der zweiten Max von der Grün-Leinwandadaption, die den Trend umgekehrt und die erste um Längen schlägt, verspricht keineswegs zuviel: Die in der Region und ihren sozialen Bedingungen geerdete Abenteuergeschichte geht eine hochspannende Liaison ein mit hauchzarter erster Liebe und knallharter Thriller-Action. Zusammen mit ungemein spielfreudigen Darstellern aller Altersstufen ergibt Vorstadtkrokodile 2 den besten Jugendfilm seit langem und einen für die ganze Familie.
Nell Ennever (Buch) basierend auf Figuren und Motiven des Romans Vorstadtkrokodile von Max von der Grün, Christian Ditter (Buch und Regie)
Vorstadtkrokodile 2 Die coolste Bande ist zurück
Westside Film, Rat Pack Film Christian Becker/Lena Olbrich Prod. – Deutschland 2009