Bob (Alan Alda) und Steffi (Goldie Hawn) leben zusammen mit ihren fünf Kindern aus zwei Ehen, einem senilen Großvater und der deutschen Haushälterin Frieda, die wahrscheinlich schon Hitlers Dienstmädchen war, in bester Park-Avenue-Lage in New York. Es geht ihnen gut, sie geben sich liberal und engagieren sich für wohltätige Zwecke, wo immer es ihre gesellschaftliche Stellung opportun erscheinen lässt. Nur ihr Sohn Scott trübt das Familienidyll: Der geriert sich urplötzlich als konservativer Republikaner. Doch Gott sei dank geht diese Anwandlung vorüber, sie stellt sich als kurzzeitiger Sauerstoff-Mangel im Gehirn heraus…
Steffis Ex Joe Berlin (Woody Allen) ist schon wieder von einer Frau verlassen worden und überlegt, mit der neuen Concorde, dem schnellsten Passagier-Flugzeug der Welt, nach Paris zu fliegen, um sich aus lauter Verzweiflung vom Eiffelturm zu stürzen. Denn dann könnte er, der unterschiedlichen Zeitzonen wegen, in New York noch schnell etwas erledigen, während er in Paris schon tot wäre…
Woody Allens mit weiteren Stars, darunter Drew Barrymore, Edward Norton, Tim Roth und Julia Roberts, besetzte Komödie Everyone Says I Love You kommt als wunderbar leichtes Großstadtneurotiker-Musical (Musik: Dick Hyman) daher, dessen witzig-melancholischen, erneut furios miteinander verbundenen Geschichten diesmal nicht vom Maestro selbst, sondern von Joes erwachsener Tochter Dunja, genannt DJ (Natasha Lyonne), erzählt wird.
Und diese handeln von Kindermädchen, die durch den Central Park tanzen, von Untoten, die durch eine Kapelle geistern (und, dem Genre entsprechend, steppen), von einer schönen jungen Frau, die nicht nur ihren sündhaft teuren Verlobungsring verschluckt, sondern wenig später auch dem verführerischen Gesang eines Gondoliere erliegt, der sich freilich als gerade erst auf Bewährung entlassener Gangster entpuppt und naturgemäß von einem hypochondrischen 61jährigen Filmemacher, der trotz aller Niederlagen wieder seine Verführungskünste testet und zwar in seinen Lieblingsstädten New York, Paris und Venedig.
Woody Allen über sein erstes Zelluloid-Musical: Seit zehn Jahren will ich ein Musical machen. Aber immer hatte ich dann plötzlich eine andere Idee. Ich sehe diesen Film allerdings eher als Komödie, in der die Akteure tanzen und singen. Eines Tages möchte ich ein richtiges Musical machen, für das ein Komponist und Texter eigens das Material schreiben. Allerdings gibt es dafür heute kaum mehr gute Leute, denn für das Musical gibt es keine Tradition mehr in Amerika.
Woody Allen (Buch und Regie)
Alle sagen: I love you (Everyone Says I Love You)
Miramax-Film USA 1996