Unter „modus vivendi“ versteht man eine gemeinsame Übereinkunft zwischen zwei oder mehreren Parteien, den ausdrücklichen Willen, miteinander auszukommen, mag das Verhältnis zum Nachbarn auch nur ein leidliches sein. Gemeint ist eine friedliche Koexistenz, wobei jedoch eine Vorläufigkeit mitschwingt, dass diese Art des Zusammenlebens nur beschränkte Dauer hat oder eingeschränkte Gültigkeit besitzt.
Den provisorischen Charakter macht die Würzburger Bildhauerin Angelika Summa zum Grundgedanken ihrer Skulpturenausstellung in der Künstlerzeche Unser Fritz in Wanne-Eickel – wobei nicht damit gemeint ist, daß Kunstausstellungen an diesem Ort sowieso wechseln: „Provisorisch ist unser heutiges Leben in einer globalisierten Welt geworden. Nichts ist von Dauer. Unsere bewährten sozialen, gesellschaftlichen und ökonomische Strukturen brechen auf, verschwinden, verändern sich immer schneller und verlangen neue, andere Strukturen und Strategien. Ob diese Veränderungen immer positiv sind, ist fraglich. Auch wenn etwa unsere Kommunikation via Internet schnell und transkontinental funktioniert – sie ist zu einem bloßen Reiz-Reaktion-Schema verkommen.“
In der Kunst sind Provisorien nicht so beliebt. Das Kunstwerk, das heutzutage geschaffen wird, ist auch Teil unserer heutigen weltweiten, kurzlebigen Unterhaltungs- und Kulturindustrie geworden, gleichzeitig soll es aber einen beständigen Wert darstellen, Aussagen „zum Leben“ treffen, um nicht zur Dekoware zu verkommen.
Die Bildhauerin Angelika Summa stellt in den Fokus ihrer Arbeit so „lebendige“ Motive wie Bewegung, Energie, Kommunikation. Für ihre organischen, emotionsgeladenen Gebilde bevorzugt sie die klare geometrische Form (Kugel, Kegel, Rechteck, Quader), die in spannendem Kontrast zur Struktur aus Drähten, Blechen, Seilen und Stangen stehen. Dieses in wahrer „Handarbeit“ bezwungene, stahlharte, bisweilen spröde , aber auch biegsame Material, das in der Vorstellung des Arbeitslebens von muskelstarken Stahlarbeitern bearbeitet wird – erhält aus ihrer Hand eine „feminine, weiche Form“. Obwohl die Arbeiten von edler Ausstrahlung und feiner Ästhetik sind, sind sie von der Kunst des l’art pour l’art weit entfernt.
Die 1952 in Bayreuth geborene Angelika Summa studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik und schloss ihr Studium mit Magister Artium (M.A.) ab – um sich fortan nicht mehr der Kunsttheorie, sondern der Kunstpraxis zu widmen. Seit 1986 arbeitet sie als freischaffende Bildhauerin in Würzburg und kann seitdem eine rege Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland vorweisen. Die Künstlerin wurde mit dem Würzburger Kulturförderpreis und dem Atelierförderprogramm des Freistaates Bayern geehrt. Viele ihrer Werke befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen sowie im öffentlichen Raum.