Preview in der Filmwelt Herne: Wolverine ... ein letztes Mal
Als Hugh Jackman dies im März 2015 auf Instagram verkündete, löste das bei den Fans Trauer und Entsetzen aus. Am Donnerstag, den 2. März 2017, ist es in den deutschen Kinos nun endlich soweit - und in der Filmwelt Herne bereits am Tag davor als Preview: Wolverine bestreitet sein letztes Abenteuer. Und es ist eines, das dem Zuschauer in Erinnerung bleiben wird.
Es ist das Jahr 2029, die X-Men existieren nicht mehr und Wolverine alias Logan (Hugh Jackman) hat sich in der Wüste nahe der mexikanischen Grenze niedergelassen. Er verdingt sich als Chauffeur, während sich sein Freund Caliban (Stephen Merchant) um den alternden und kränklichen Professor X (Patrick Stewart) kümmert.
Logan selbst ist jedoch auch nicht in der besten gesundheitlichen Verfassung. Er ist alt und krank geworden und will von seinem ehemaligen Leben als Superheld nichts mehr wissen. Doch dann steht plötzlich eine Frau vor ihm und fleht ihn um Hilfe an. Ihre Tochter, die junge Mutantin Laura (Dafne Keen), wird von einer Organisation verfolgt, die aus jungen Mutanten Supersoldaten machen will. Alle seine Versuche, sich aus dieser Angelegenheit herauszuhalten, scheitern und so bricht ein eher widerwilliger Logan auf, ein letztes Mal als Wolverine in den Kampf zu ziehen.
Sofort in der ersten Szene wird klar, dass Regisseur James Mangold ("Walk the Line", "Girl, Interrupted"), der auch schon für den letzten Wolverine-Film verantwortlich zeichnete, einen sehr viel düsteren und erwachseneren Film gemacht hat, als man es von anderen Marvel-Comicverfilmungen kennt. Logan prügelt sich auf einem Parkplatz mit mexikanischen Gangstern und neben viel Gefluche steht vor allem eins im Vordergrund: Gewalt. Noch nie hat man so anschaulich präsentiert bekommen was Adamantium-Krallen mit menschlichen Körpern anrichten, wie in diesem Film. Es mag nicht jedermanns Sache sein dabei zuzusehen, wie jemand enthauptet wird, zur düsteren Atmosphäre des Films passen diese Gewaltexzesse jedoch durchaus. Und es ist eben diese Atmosphäre, die den Film davor bewahrt ein totaler Flop zu sein.
Die Wüstenlandschaft im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet bietet einen atemberaubenden Hintergrund zu Jackmans Darstellung von Logan als abgehalftertem Antihelden. Nicht zufällig fühlt man sich an den Film "The Wrestler" erinnert, in dem es um einen alten Kämpfer geht, der sich mit dem Ende seiner Karriere konfrontiert sieht. "Jim [Mangold] und ich saßen vor dieser weißen Leinwand und wollten etwas komplett anderes machen. Auf jeden Fall mit einer ganz anderen Atmosphäre, ich habe da an The Wrestler oder Erbarmungslos gedacht", so Jackman im Interview mit Digital Spy.
Neben Jackmans glaubwürdiger Verkörperung eines gealterten und verbitterten Wolverine, beeindruckt vor allem die schauspielerische Leistung der Newcomerin Dafne Keen als junger Mutantin Laura. Auf den ersten Blick ist Laura ein verstörtes und wütendes Kind, das ohne zu zögern erwachsenen Männern die Kehle zerfetzt. Wenig später erfährt man dann, dass sie außerdem gerne auf Spielzeugpferden reitet und pinke T-Shirts trägt. Diese ironische Brechung porträtiert Keen meisterhaft, zumal sie über weite Strecken des Films kein Wort spricht.
Leider endet damit das Positive, das der Film zu bieten hat. Die Story selber ist wenig originell und an den meisten Stellen arg vorhersehbar. Noch viel nerviger ist aber, dass Regisseur Mangold dem Zuschauer mit der Holzhammer-Methode eintrichtern möchte, worum es in diesem Film geht: "Es ist ein Film über Familie." Aus der Flucht vor mörderischen Cyborgs eine Art Roadtrip einer dysfunktionalen Familie, bestehend aus Logan, Laura und Professor X, zu machen, hätte Potential gehabt, doch der Film nimmt sich in dieser Hinsicht selbst zu ernst.
Statt selbstironischer Leichtigkeit gibt es eine Menge Pathos und den stets erhobenen Zeigefinger, damit man ja nicht vergisst, was das wirklich Wichtige im Leben ist. Stellenweise schleppt man sich als Zuschauer ebenso mühsam durch den Film wie der Titelheld - und das Ende kommt nach 137 Minuten keine Minute zu früh.
Für Fans von Wolverine ist der Film trotz seiner Klischees und Schwächen ein Muss, gerade weil es Jackmans letzter Auftritt in der Rolle dieser Kultfigur ist und dessen Abschied ausgiebig zelebriert wird. Alle, die weniger auf Gewalt und mehr auf Originalität stehen, sollten ihr Geld allerdings lieber für Anderes ausgeben.
Miriam Zumbusch