Niemand kann sich so ungewöhnliche Erfindungen ausdenken wie der elfjährige Musterschüler Tobbi Findteisen (der gleichaltrige Berliner Gymnasiast Arsseni Bultmann). So freuen sich seine Eltern (Jördis Triebel und der "Sendung mit der Maus"-Moderator Ralph Caspers in seinem Kinodebüt) über einen im Esstisch versenkbaren Geschirrspüler.
Doch in der Schule wird Tobbi gemobbt und das ändert sich auch nicht, als ein kleiner Roboter vor seinen Füßen landet. Robbi, wie er das Blechteil namens R.O.B. 34466/3A bald nennt, ist so einsam wie er selbst: beim Absturz seines Raumschiffes hat er seine Eltern verloren. Tobbi verspricht, mit ihm zum Nordpol zu fahren, um diese zu suchen.
Allerdings muss er zuvor ein Fahrzeug bauen, das fliegen kann wie ein Hubschrauber, schwimmen kann wie in Motorboot und fahren kann wie ein Auto - also ein Fliewatüüt. Und Robbi muss den Sprachkurs "Deutsch für Ausländer" absolvieren, damit sich die beiden Freunde verständigen können...
Regisseur Wolfgang Groos ("Rico, Oskar und das Herzgebreche", "Die Vampirschwestern") hat den gleichnamigen, 1967 erschienenen Kinderbuchklassiker von Boy Lornsen zusammen mit Drehbuchautor Jan Berger für die Leinwand adaptiert - und sich nicht nur was das knubbelige Dreirad betrifft an den Buchillustrationen und der 1972 vom WDR produzierten Puppentrick-Serie orientiert.
Die erste Realverfilmung fünfzig Jahre nach Erscheinen des Buches muss naturgemäß der Tatsache Rechnung tragen, dass vieles, was damals Science Fiction war, heute Realität ist. So haben Berger/Groos die Rollen von Tobbis Eltern aufgewertet und der Gegenspieler Sir Joshua (Friedrich Mücke) ist vom bösen Zauberer zum gerissenen Konzernboss mutiert: Er heftet Tobbi und Robbi mit Sharon Schalldämpfer (Alexandra Maria Lara) und Brad Blutbad (Sam Riley) zwei finstere, zu allem entschlossene Spezialagenten an die Fersen. Dennoch ist noch vieles von der Vorlage erhalten geblieben - vom Leuchtturmwärter Matti (Bjarne Mädel) bis zum Inuitmädchen Nunu (Melina Mardini).
"Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" ist als ein Film für die ganze Familie konzipiert, vom fünfjährigen Enkel bis zum Großvater. Das hat offenbar zu Kompromissen geführt, welche gerade die von der Vorlage abweichenden Teile als arg konstruiert erscheinen lassen. Das beginnt bei Tobbis tougher Mutter, die als Mechanikerin in "Findteisens Schrauberparadies" ihren Mann steht. Ihre hartgesottene Rocker-Kundschaft hat naturgemäß das Herz auf dem rechten Fleck und unterstützt den kleinen Bastler auf dem Schrottplatz - auch ganz handfest gegen die Finstermänner im Auftrag eines skrupellosen Konzernchefs. Zu denen auch eine knallharte Lederbraut gehört, die ausgerechnet mit der sonst so sanften Alexandra Maria Lara besetzt ist.
Apropos Besetzung. Ralph Caspers, Moderator der TV-Formate "Wissen macht Ah!" und "Sendung mit der Maus", gibt als Hausmann-Vater ein schwaches Leinwand-Debüt - ganz im Gegensatz zur elfjährigen Berlinerin Melina Mardini als mutiges Inuitmädchen Nunu. Was schwerer wiegt: Die Besetzung der Hauptrolle Tobbi mit dem elfjährigen Berliner Gymnasiasten Arsseni Bultmann. Obwohl er bereits über reichlich Theater- und Filmerfahrung u.a. am Berliner Ensemble verfügt, scheint er stets neben der Rolle zu stehen.
Pitt Herrmann
Jan Berger (Buch) nach dem gleichnamigen Kinderbuchklassiker von Boy Lornsen, Wolfgang Groos (Regie)
Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
Wüste Film Hamburg, Wüste Film West Köln, Independent Köln, Björn Vosgerau, Uwe Kolbe, Stefan Schubert, Hejo Emons, und Kristina Löbbert Prod. c/o Studiocanal Berlin, Walking the Dog Brüssel - Deutschland/Belgien 2016