Der Titelheld in Otto Alexander Jahrreiss’ Kinofilm-Debüt ist ein Vorstadtcasanova (göttlich: Gregor Törzs), der bei seinen Streifzügen durch die Discos alles abschleppt, was nicht früh genug zum Nasepudern auf der Damentoilette verschwindet.
Dabei soll Bob in einer Woche die eigentlich nur blonde, dafür aber mitgiftschwangere Bankierstochter Claudia (Miriam Lahnstein) zum Traualtar führen. Doch der Hochstapler und notorische Heiratsschwindler glaubt nur an die erotische Wirkung seiner Brustbehaarung, weshalb er stets mit aufgeknüpftem Hemd durchs Nachtleben tigert, an die Liebe jedenfalls nicht.
Das ändert sich, als er im Bus auf eine gut ein Dutzend Jahre ältere Frau im kleinkarierten Kostüm, mit zum strengen Knoten hochgesteckten Haar und – immerhin – Sophia Loren-Sonnenbrille trifft. Und die seinen Standard-Anmach-Satz „Ich bin nicht der Typ, der Frauen von der Seite anquatscht“ trocken mit „Dann lassen Sie es doch“ kontert.
Barbara (die wieder einmal wunderbare Martina Gedeck) hat gerade ihre Scheidung hinter sich gebracht und ist auf bestem Wege, die berufliche Karriereleiter ins höhere Management der Bank von Claudias Vater zu erklimmen. Bei drei Kindern daheim ist bei dieser toughen Businessfrau kein Macho im vollgestopften Terminkalender vorgesehen...
Was nicht paßt, wird passend gemacht. Mit genrespezifischen Hindernissen versteht sich. Als Bob das erste Mal bei Barbara vor der Wohnungstür erscheint, wird ihm diese vor lauter Schrecken kräftig vor der Nase zugeschlagen. Alles kein Beinbruch? Doch, auch wenn der Gips beim (wesentlich späteren) heißen „Date“ auf dem Küchentisch ein wenig hinderlich ist...
Ja, auch diese deutsche Beziehungskomödie kommt nicht ohne Klischees, ohne Überzeichnungen, ohne Slapstick aus. Besonders, was die Nebenhandlungen betrifft. Da hat einer dieser in unseren Filmen heute üblichen Proll-Türken (Hansan Ali Mete) Bob Blutrache geschworen, weil dieser seine Schwester verführt und danach sitzengelassen hat. Da ist Theo (auch er eine Wucht: Tonio Arango), ein Loser wie aus dem Bilderbuch und Bobs bester Freund, der an einer Tankstelle jobbt und sich in der Kloschüssel die Zähne putzt. Da schmeißt Bob den Haushalt seiner „Alleinerziehenden“ dergestalt, daß die Kinder ungenießbare Suppe und Barbaras kleinbürgerlich-strenge Großeltern ausgerechnet Haschkuchen vorgesetzt bekommen.
Aber der schrille, ja: auch alberne Film lebt von den tollen Schauspielern und witzigen Dialogen. Gregor Törzs ist ein schnoddriger, überheblicher und selbstverliebter Schnösel – und doch auch wieder ein ganz sympathischer Kerl. Und Martina Gedeck eine so unkonventionelle wie, endlich darf sie das einmal auf der Leinwand unter Beweis stellen, attraktive Frau. Die (damals) 34jährige Berlinerin war allzu lange nur der „heimliche Star“ in Filmen wie „Rossini“ (als Kellnerin Serafina an der Seite von Joachim Krol), „Frau Rettich, die Czerni und ich“, „Lola rennt“, „Nachtgestalten“ und TV-Serien wie „Eurocops“, „Die Fahnder“ oder „Adelheid und ihre Mörder“. Dabei erhielt sie 1992 den Bayerischen Filmpreis für die Titelrolle in „Hölleisengretl“ und 1997/98 den Grimme- und den Bundesfilmpreis für „Das Leben ist eine Baustelle“.
Pitt Herrmann
Markus Hoffmann (Buch), Otto Alexander Jahrreiss (Buch und Regie)
Alles Bob!
Helkon-Film c/o ORF, RTL – Deutschland/Österreich 1999