Warten auf Wilson: Zwei smarte, toughe Gentleman-Killer („Pulp Fiction”-Outfit: Su Bühler) lümmeln sich kumpelhaft in den Betten eines heruntergekommenen Birminghamer Motels (Bühne: Thorsten Klein). Der coole Ben (kehrt sogleich den Chef heraus: Patrick Heyn) und der flippige Gus (nervös, überhitzt: Johann von Bülow) erwarten Details für den nächsten Auftragsmord, doch aus dem Aufzug („Stummer Diener”) kommen nur Bestellungen für exquisite Speisen, die in dieser Absteige nicht zu besorgen sind.
So vertreiben sich die beiden Profigangster die Zeit mit allerhand Scherzen, die man von Jürgen Kruse, der Harold Pinters frühen Einakter von 1959, „Der stumme Diener”, schon einmal in Frankfurt/Main inszeniert und Anfang April 2002 im Bochumer „Theater unter Tage” herausgebracht hat, aus alten Haußmann-Tagen noch bestens in Erinnerung hat.
So zerlegt Ben eine „Zeit”-Literaturbeilage akkurat in Streifen, die er übers Bettgestell wie zum Trocknen hängt. Selbstzitate („The Unseen Hand”) stehen neben ironischen Insider-Verweisen auf laufende Produktionen des Hartmannschen Hauses („Warten auf Godot”, „Don Carlos”). Wer sich beim Kruse-Soundtrack an aufregendere Zeiten erinnert, muß sich mit Kalauern zum Abgewöhnen bei Laune halten lassen.
„Ich bin nicht fanatisch genug, mit diesem Wahnsinn fortzufahren“ schallt es vorab aus dem Off. Was für Jürgen Kruse natürlich nicht gilt: Achtzig Minuten dauert sein Wahnsinn, was vergleichsweise gnädig ist und dennoch entschieden zu lang. Weil man seine sprachlichen Manierismen längst kennt und sie am Ende der Haußmann-Intendanz gründlich satt gehabt hat.
An diesem so gar nicht Pinterschen Ende erledigen Ben und Gus die Sache, indem sie sich selbst erledigen. Doch sie dürfen, Kruse-Kenner ahnen es bereits, noch einmal wiederauferstehen, bevor „Godfather” letzte Aufräumarbeiten erledigt. Kruse is back - als sei nichts gewesen. Nur daß er statt zu ebener Erde oder im ersten Stock nun im Keller sein (Un-) Wesen treibt.
Pitt Herrmann
Harold Pinter
Der stumme Diener (The Dumb Waiter)
Schauspielhaus Bochum, Theater unter Tage